Volltext: Im Reiche des Kalifen [94/95/96]

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Goldenen Fluß ist nichts zurückgeblieben als die Ruine eines 
sonischen Tempels aus späterer mazedonischer Zeit; und diese 
RKuine besteht aus zwei zerbrochenen Säulen — wie lange 
noch, und auch sie werden nicht mehr sein. Auf einem Hügel 
des mächtigen Tmolus lag einstmals die unbesiegliche Burg. 
Menschenhaͤnde haben sie nicht zerstören können; nur Erd— 
beben haben sie zertrümmert, Wolkenbrüche die Quadern aus— 
einandergeschwemmt, und nun ist ein riesiger Sandhaufen die 
historische Stelle. Am Fuße des Burgberges glaubt man 
Spuren eines Theaters und einer Wettrennbahn zu erkennen; 
auf diesen Spuren stehen die wenigen Hütten eines erbärm— 
lichen türkischen Dorfes. Im Mittelalter bestand Sardes als 
christliche Stadt; winzige Trümmersteine einer byzantinischen 
Kirche erinnern schüchtern daran. Die tiefste Armseligkeit auf 
der Staͤlte des berühmtesten Reichtumsßs. 
Dies ist die Ebene von Sardes. Der Hermus, heute 
Sarabad oder Gedis Ts chai genannt, durchzieht sie. Er kommt 
vom Schabchane Dagh, dem alten Dindymos, wo ein Heilig- 
tum der dindymenischen Mutter stand. Einst floß er bei 
Phokäa, dem heutigen Fokia, ins Meer. Auch er hat im Laufe 
der Zeiten Wesen und Weg gewechselt. Er mündet jetzt bei 
Smyrna, und nicht zum Segen der Stadt, da er mit s einem 
Schmutz den Hafen verseucht. Dies ist heute der altberühmte 
Hermus. Kurz vor Sart oder Sardes erhält er den Zufluß 
des Philadelphia, heute Kuzu Tschai oder Fluß von Alaschehir 
genannt; und bei. Sardes selbst nimmt er den so trübselig 
gewordenen Paktolos auf. 
Jenseits des Hermus liegt der einstige Gygäische See, den 
Gyges künstlich geschafsen hat. An seinem Südufer stand ein—⸗ 
mal ein Tempel des lydischen Zeus; der Tempel ist ver— 
schwunden, der künstliche See geblieben, und um ihn herum 
erheben sich sandige Hügel; einer wie eine Kuppel, ein andrer 
dreizackig: unter ihnen ruhen die Reste der Könige von Lydien. 
Denn von all der Herrlichkeit von Sardes sind nur die Königs— 
gräber übriggeblieben. In der Erde vermauert, überdauerten 
sie die Erdbeben und Kriegsbeben, die Stürme der Luft 
und den Timur-Orkan, der sonst alles hinwegfegte, was auf 
der Oberfläche der Erde ragte. In einigen von diesen Gräbern 
fand man noch vor wenigen Jahren steinerne Totenbetten 
mit steinernen Kissen für Haupt und. Füße. In einem flach— 
gewölbten Hügel von riesigen Dimensionen entdeckte man das 
Grab des Königs Alyattes, des Vaters des Krösus, des letzten 
LZydierherrschers, der im Lande gestorben Herodot erzählte 
einst, daß fünf steinerne Pyramiden den Grabhügel krönten. 
Wie treu Herodot alles berichtete, zeigte die Auffindung zweier 
dieser Grabpyramiden vor wenigen Jahren. Man fand sie 
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