Volltext: 700 Jahr-Feier der Stadt Eferding

anderen städtischen Einkünften geleistet werden mußten, fiel 
später in Ungnade. Pfeffer! sympathisierte nämlich schon viel 
mit den aufständischen Bauern, die über gesteigerten Robot, 
Freigeld und anderen Giebigkeiten erbittert waren. Als 
sie sich am Hinzenbacherfeld nächst Eferding sammelten, ließ 
der Stadtrichter Stephan Pfefferl das Schmiedtor 
öffnen und die rebellischen Bauern drangen in die 
Stadt ein. Erasmus von Starhemberg der Aeltere 
hatte das frühere Treugelöbnis des Stadtrichters, 
mit der Bürgerschaft die Stadt zu verteidigen, 
ernst genommen und war daher über die Treulosig¬ 
keit Pfefferls sehr erbittert, zumal dieser die Bürger 
andern Tags auf das Hinzenbacherfeld führte und 
selbst Offiziere Starhembergs sich den Bauern ver¬ 
pflichten mußten. Welche Erregung mag dazumal 
in der Stadt geherrscht haben, als die Kunde ein¬ 
traf, daß Landeshauptmann Löbl mit Hans Wil¬ 
helm von Zelking, die beiden jungen Starhemberge, 
Ernst und Reinhart, Georg Siegmund von Schifer mit 
treuen Bürgern und Landleuten, sowie reisigen 
Knechten gegen die Stadt anrückten! Am 24. Oktober 
wurde dann auch die Stadt von dieser Gruppe mit 
Waffengewalt eingenommen und statt der Bauern¬ 
besatzung erhielten nun die Stadttore eine Besetzung 
von Bürgern aus Linz, aus Ottensheim und an¬ 
deren Orten, fowie freigeworbenen Knechten. 
Torwärtl, welche je 1 Gulden pro Jahr erhielten. Für das 
Welsertor war auch die Bezeichnung -Linzer- oder Niedertor 
gebräuchlich. 
Außerhalb des Welsertores zweigte von der Reichsstraße, 
die durch die Stadt führte, eine Straße zu den Landungsstellen 
Schaunberger-Grab in der Wilheringer Stiftskirche. 
der schiffbaren Donauarme ab.^Zur Abfassung des Wagen¬ 
geldes von den dorthin verkehrenden Fuhrwerken war eine 
kurze Strecke vor dem Welsertor ein Schranken mit kleinem 
Wachthaus und darin befindlicher Büchse, in welcher das Wa¬ 
gengeld eingenommen wurde. Zu bestimmten lebhaften Ver¬ 
kehrszeiten wird wohl in der Wachthütte ein städtisches, männ¬ 
liches oder weibliches Aufsichtsorgau seines Amtes gewaltet 
haben — oftmals wird aber wohl der rechtschaffene Fuhrmann 
mit lauter Stimme den Torhüter vom nahen Welsertor 
herbeigerufen haben, daß er den Schranken öffne und das 
Wagengeld in Empfang nehme, wohl mehrere werden 
aber auf holperigem Feldweg den lästigen Zollschranken 
umfahren haben. Der Hausname „Schrankermichl" erinnert 
noch heute an diese ehemalige Straßensperre. (Neben bei 
sei erwähnt, daß der Besitzer vorgenannten Hauses, 
L. Hirtmeier, einer der ältesten Eferdinger Familien an¬ 
gehört.) 
Während die letzten Abbildungen des Peuerbacher- 
tores nur einen Dachreiter zeigen, bezeugen die Stadt¬ 
kammerrechnungen aus dem 16. Jahrhundert, daß dieses 
Tor zwei Türnre hatte, den äußeren und den inneren 
Schmiedturm. Für das Peuerbachertor war auch wegen 
der uralten Schmiede vor dem Tore der Name Schmied¬ 
turm oder Schmiedtor gebräuchlich. (Da auf der Innen¬ 
seite des Turmes oder Tores die Fleischer ihre Läden 
hatten, hieß es auch Fleischhackertor.) 
In den. Türmen waren Glocken angebracht, mit 
denen man die Bürger zu den Waffen rufen konnte. 
Auf einem Turm war eine Uhr aufgehängt, welche der 
Schlosser und in späterer Zeit der Mesner aufzuziehen, 
zu richten und zu versorgen hatte. Dafür wurden pro 
Jahr 3 Schillinge bezahlt und 4 Pfennige für das Oel. 
Eine Episode aus der Zeit der Bauernaufstände sei 
hier erwähnt: Der Stadtrichter Stephan Pfefferl, welcher 
nach Bestätigung der Stadtrechte (im April 1579) den Grafen 
Rüdiger IX. von Starhemberg auf das Rathaus geladen hatte, 
wo es bei der Tafel hoch herging, daß das Geld in den 
„Bürger Püxen" zur Zahlung der Tafelkosten zu wenig wurde 
und noch 10 Gulden 4 Schilling 28 Pfennig Aufzahlung aus 
Wildbewegte Zeiten waren über Oberösterreich 
hereingebrochen, als das Passauer Kriegsvolk (1610 
bis 1611) unter Oberst Laurenz von Ramee viele Gegenden 
Oberösterreichs brandschatzte. Auch Eferding war bedroht und 
Erasmus von Starhemberg ließ die Schaunburger-, Stauffer- 
undSteinparzerleiten verhauen, weilsich vonderWaizenkirchner 
Gegend schon viele Freibeuter des Passauer Volkes im Efer¬ 
dingerbecken bemerkbar machten. Erasmus von Starhemberg 
blieb zur Beruhigung der Bürgerschaft mit seinem Haushalte 
in Eferding und um Weihnachten des Jahres 1610 ließ er die 
Schaunberger-Gräber in der Wilheringer Stiftskirche: 
Grabmal Ulrich II. 
Stadttore gegen das Eindringen einzelner kleiner Reiter¬ 
truppen des Passauer Volkes neuerlich befestigen, insbesondere 
nach hussitischer Art bei den Stadttoren Wagenburgen errichten. 
Starhemberg erhielt auch 50 Mann ständische Truppen. Efer- 
§ing blieb jedoch von der ungezügelten Truppe verschont. 
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