Volltext: 700 Jahr-Feier der Stadt Eferding

forderte wie in anderen Pfarreien auch in Eferding zahlreiche 
Opfer. In Eferding starben nicht weniger als 621 Personen. 
Die Mehrzahl von diesen 621 Personen waren -Frauen und 
Kinder. Oft starben drei und vier Personen an einem Tage 
ans derselben Familie heraus. Ganze Familien starben ans, 
Portal der Stadtpfarrkirche. 
Häuser standen' leer. Geburten wurden in diesem Pestjahre 
nur 144 verzeichnet. Ansonsten betrug um diese Zeit die Durch¬ 
schnittszahl der Geburten bei 200. — An dieses Pestjahr er¬ 
innert die Gedenksäule bei der Johannesvilla, die später er¬ 
richtet wurde. Das nächste Sterbejahr war das Jahr gleich 
nach dem Tode des Pfarrers Wacker, das Jahr 1684, in 
welchem Jähre 895 Personen starben/ebenso blieb die Sterbe¬ 
ziffer in den folgenden Jahren noch immer sehr hoch, so er¬ 
reichte sie 1685 die Höhe von 321, 1686 die von 247 und fiel 
allmählich, bis sie 1704 wieder auf 306 stieg.—AusdemToten- 
bnch sind ans der Zeit Wackers noch besondere Anordnungen 
auffallend. So heißt es wiederholt: „Ist zu Hanse zu begraben", 
z.B.:„Khinbergerin,nnkatholisch,zn Hanse zu begraben, st 1658" 
oder: „Maria Edhpanderin — nie gebeichtet — wird zu Hanse 
begraben,' 1- 1660", oder: „Unbnßfertiger Mann beim Pötzl- 
mayr in Üntergallsbach am Felde begraben 1663", oder: 
„Wolf Schermayr, ein Unkatholischer, im Hansgarten zu be¬ 
graben, st 1677." Es dürften viele alte Krenzlein, deren Her¬ 
kunft und Zweck unbekannt ist, davon ihren Ursprung ableiten. 
— In der Kirche wurden um diese Zeit mehrere Personen 
begraben, so z. B. 1659 die Frau Stadtrichter Maria Elisabeth; 
vor dem Barbara-Altare 1659 Hermann Weg, 1670 Cäcilia 
Einpacher. — Pfarrer Wacker wurde bei dem von ihm gestif¬ 
teten St.-Barbara-Altar begraben, daselbst auch sein Bruder, 
eiuDoktor der Medizin, der 1674 im Pfarrhof gestorben war. 
Auf Wacker folgte als Pfarrherr Wolfgang Jtalns, 
Dr. der Theologie, gebürtig ans München; er ließ sich am 
„Pethen-Altare" von der St.-Franziskus-Gesellschaft begraben 
(Oktober 1701). — Ihm folgte Joh. Georg Gilz, 8. theologiae 
Baccalaureus, in Linz geboren, der am 31. Dezember 1701 in¬ 
vestiert wurde und am 15. Februar 1711 im Alter von 37 Jahren 
starb. Johannes Paul Preißel, der Gilz folgte, starb im selben 
Jahre. Ihm folgte Johannes Martinus Reislein, vr. theolo- 
giae, welcher Eferding von 1712 bis 1735 vorstand. Während 
dieser Zeit wurde vom Erbstifter Freiherrn Georg Siegmund 
Schifer das 'Spitalsgebäude von Grund ans neu gebaut 
und erhöht, da das alte Gebäude „eingamig" und sehr baufällig 
war. 1717 errichtete er die schöne Mariensänle vor dem Spital. 
— Infolge des spanisch-österreichischen Erbfolgekrieges hatte 
auch Eferding viel unter den Kriegslänften zu leiden. Die 
dadurch entstandene Not drückt sich in einem Vorkommnisse 
des Jahres 1714 aus. In der Einfahrt der Burg Gstötteuau 
wurde ein neugeborenes Kind gefunden, bei dem ein Zettel 
lag mit der Aufschrift: „Es ist noch nicht getauft; es bitten zwei 
arme Eheleute, sie wollen so gütig sein nmb Gotteswillen 
sich Erbahrmen und das arme Kind aufziehen. Gott wird 
ihnen Glück und Segen geben." — Pfarrer Reislein starb 
1735 und wurde in der Kirche begraben und neben Wackers 
Grabstein dessen Grabschrift angebracht. Die Priestergruft 
liegt unter dem Presbyterium und deren Einstieg ans der 
Epistelseite. Die Gruft enthält nur Holzsärge. 
Auf Pfarrer Reislein folgte als Pfarrer Meinrad Nigsch 
von „Vorder Oesterreich"; er wurde Pfarrer am 15. Juni 
1735, war viele Jahre Vizedechant und hat 1746 den Pfarrhof 
„wie er jezend ist" erbaut (Saalbau). — Er starb, 66 Jahre 
alt, am 7. Jänner 1760. — Als 1745 das Kaiserpaar, der Gro߬ 
herzog Franz Stephan und Maria Theresia auf dem Krönungs¬ 
zuge in Eferding eintrafen, wurden sie hier von den Ständen 
des Landes ob der Enns feierlich begrüßt. — Aus Anlaß des 
Einfalles der bayerisch-französischen Truppen 1741 waren die 
Grabdenkmal Rüdigers von Starheinberg, des Befreiers 
V0N Wien. Phot. A. Bregenzer. 
ursprünglichen Stiftsbriefe für das städtische Bruderhaus 
und Siechenhaus beiseite geschafft und nachher nicht mehr ge¬ 
funden worden. Es wurden deshalb neue angelegt, in denen 
von den ursprünglichen Stiftern keine Namen mehr zu finden 
sind. Es ist nur die Rede von den nachträglichen Feyeregger- 
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