Volltext: Das Tiroler Bauernhaus

I. Entstehung des Tiroler Bauernhauses. 
Ze gesitteter ein Volk ist, desto mehr hält es auf sein Haus, 
desto mehr Sorgfalt wendet es einer zweckmäßigen und schönen Aus 
gestaltung der Väume zu, in denen es einen großen Teil des Lebens 
verbringt. Nicht jenes Volk ist besonders zu achten, das die schönsten 
Paläste und Schlösser besitzt,- den Ausschlag gibt vielmehr, wie der 
Großteil des Volkes wohnt. Die Hütte des Wilden ist nichts anderes 
als ein Unterschlupf für die Nacht und bei Unwetter. Der gesittete 
Mensch oder, wie man sich auch ausdrückt, der Kulturmensch ver 
langt mehr von seiner Wohnung, seine Ansprüche sind mannig 
faltiger, er faßt sie in der Forderung zusammen, daß seine Wohnung 
behaglich sei, und meint damit, daß sie zweckmäßig, gesund, sauber 
und auch für das Auge erfreulich sein soll. Diesen Anforderungen 
entsprechen die Häuser der einzelnen Völker in sehr ungleicher Weise, 
wie auch der Grad der Gesittung verschieden ist. Zn manchen Ge 
genden gibt es heute noch Häuser, wo Mensch und Vieh im selben 
Naum beisammen wohnen, so in der Herzegowina und in angren 
zenden Landschaften. Zn Tirol würde man keinem Menschen zumuten, 
in einem solchen Bauwerk zu wohnen. 
Auch bei uns ist das Haus des Bauern nicht immer so stattlich 
gewesen, wie es uns heute vor Augen steht. Die ersten Ansiedler 
in unseren Bergen, die Ureinwohner, verstanden sich noch wenig aufs 
Bauen,- mit ihren Äxten und Beilen, deren Klingen noch Nicht aus 
Eisen, sondern aus zugeschliffenen Steinen bestanden, vermochten sie 
zwar Bäume zu fällen und auch notdürftig zu behauen, aber das 
Aufführen einer Blockwand nahm doch viel mehr Zeit und Arbeit 
in Anspruch als heute. Ein Großteil der damaligen Menschen 
begnügte sich mit einfachen Hütten, ähnlich denen, wie sie heute noch 
die Holzhauer errichten, wenn sie auf längere Zeit bei einem ent 
fernten Schlag arbeiten. Es sind das Hütten, die nur aus einem 
auf dem Erdboden errichteten Dach bestehen. Aufrecht stehen kann 
man nur in der Mitte eines solchen Naumes. Um diesen Übelstand 
einigermaßen zu beheben und um auch wärmer zu wohnen, hat man 
den Boden grubenartig vertieft. Außer diesen Grubenhütten 
hat man schon in der Urzeit frühzeitig Hütten mit Wänden aus 
Pfosten und Flechtwerk, mit Trockenmauern und auch mit Block 
wänden gebaut. Die Blockwände wurden aus unbehauenen Stämmen
	        
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