Volltext: Das Tiroler Bauernhaus

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verstellt und behängt wird, die zu ihr passen wie ein Frack zu einer 
Lederhose. Halte an deiner Stube fest, sie ist ein Stück gediegene 
Tiroler Art; auf die darfst du stolz sein! 
Die steigenden Ansprüche auf bequemes Wohnen führten im 
Laufe der Zeit zu bedeutender Vergrößerung des Hauses durch 
Zubau weiterer Näume. Zn vielen Häusern finden wir außer 
der Stube noch eine heizbare Nebenstube, die auch „Stübl" oder 
„Stübele" genannt wird. Hier schlafen in der Negel Lauer und 
Bäurin. Schlecht war es noch vor etwa 200 Zähren in vielen Ge 
genden mit den Schlafräumen für die Kinder und die Dienstboten 
bestellt. Diesem Mangel suchte man nach und nach durch Einbauen 
von Dachkammern, dann durch Aufbauen eines eigenen Stock 
werkes abzuhelfen. Das ältere Lauernhaus besaß meist nur ein 
Erdgeschoß. Zn vielen Teilen des Landes ist der Oberstock nicht ge 
mauert, sondern besitzt nur Wände aus Ständerwerk, das mit 
Ärettern verschalt ist. Freilich gab es schon seit alters, so besonders 
im Oberinntal und im Vinschgau große gemauerte Lauernhäuser, die 
auch ein gemauertes erstes Stockwerk aufweisen. Auf großen Bauern 
gütern, zu deren Bestellung viele Arbeitskräfte erforderlich sind, finden 
wir nicht nur zweigeschossige Häuser, sondern auch Häuser mit drei 
Geschossen. Zuweilen wurden solche Häuser auch dort gebaut, wo 
der Lauer mit Unterbringung von Mietleuten rechnete. 
Von den mannigfachen Umgestaltungen, die unser Bauernhaus 
im Laufe der Zahrhunderte in den Einzelheiten erfahren hat, wurden 
nicht am wenigsten die Fenster betroffen. Das älteste Haus kannte, 
wie schon erwähnt, Fenster überhaupt nicht,- später hat man in die 
Holzwände kleine quadratische oder rechteckige Öffnungen geschnitten 
alte gemauerte Häuser haben Fensteröffnungen, die zuweilen schmalen 
Schießscharten gleichen, mitunter kommen auch Fenster von quadra 
tischer Form vor. Glas als Fensterverschluß kam erst spät auf, in älterer 
Zeit begnügte man sich, die Fenster auf der Znnenseite mit einem ver 
schiebbaren Laden oder von außen mittels eines Balkens zu verschließen. 
Als dann die Verglasung der Fenster auch beim Bauernhaus üblich 
wurde, hat man zunächst Schubfenster errichtet, die nach Art der alten 
Fensterladen beim Offnen in die Wand eingeschoben wurden. Zn alter 
Zeit hatte man die Fensteröffnung klein gehalten, damit in das Zimmer 
beim geöffneten Fenster nicht allzuviel Lust eindringe,- ganz geschlossen 
halten konnte man das Fenster nicht, weil sonst das Gemach dunkel 
geblieben wäre. Nach Einführung der Glasfenster war es tunlich, 
die Fensteröffnung größer zu machen, weil nunmehr auch bei geschlos
	        
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