Volltext: Die bayerische Ernährungswirtschaft im Kriege [Heft 66/68]

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ohne Rücksicht auf die Schweinepreispolitik des Reiches. Dort, wo 
Kartoffeln und vielleicht auch Getreide von jeher verfüttert wurden, 
dort wurde diese Verfütterung im allgemeinen auch während des 
Krieges trotz aller Verfütterungsverbote beibehalten. 
So richtig für die Gebiete, die im Frieden auf Auslandsfutter 
mittel angewiesen waren, die Reichsschweinepolitik war, sowohl 
der Schweinemord als die Preisfestsetzung, so verfehlt war sie 
für Bayern und für Bundesstaaten mit ähnlich gelagerten Ver 
hältnissen. Sie war nicht imstande, in diesen Gebieten die 
Schweinehaltung so stark zu reduzieren wie in denen, die auf Aus 
landsfuttermittel angewiesen waren. Sie war auch nicht imstande, 
hier die bedauerliche herkömmliche Zusatzverfütterung von Getreide 
und Kartoffeln zu verhindern. Die Preispolitik des Reiches hat in 
Bayern lediglich zur Folge gehabt, daß der bayerische Bauer seine 
Schweine, soweit er sie nicht hausschlachtete, der öffentlichen 
Hand entzog. Die einzige Wirkung war, daß die Verheim 
lichung der Schweinebestände immer ärger wurde, die Haus- und 
Notschlachtungen außerordentlich zunahmen, daß viel Fleisch hiervon 
der ungesetzlichen Versorgung zu hohen Preisen zufloß und für den 
Schleichhandel eine sehr ergiebige Bezugsquelle geschaffen wurde. 
Es wäre zu wünschen gewesen, daß die Vereinheitlichung auf diesem 
Gebiet der Wirtschaftspolitik nicht auf die Spitze getrieben und den 
besonderen bayerischen Verhältnissen Rechnung getragen worden 
wäre zum Besten der Verbraucher, denen Brotgetreide und Kar 
toffeln in erheblichem Umfang hierdurch nicht gerettet wurden, 
dagegen das Schweinefleisch soviel wie ganz entzogen wurde. Nach 
jahrelang verfehlter Politik ist natürlich jetzt auch in Bayern durch 
eine entsprechende Preisfestsetzung nichts mehr zu ändern. Es bleibt 
nichts anderes übrig als zu hassen, daß die Einfuhr von Auslands 
futtermitteln möglichst bald diese wichtige Frage in natürlicher 
Weise löst. 
VT. Bayern und der Abbau der Zwangswirtschaft in der Fleisch 
versorgung. 
Der Sturm gegen die Ernährungszwangswirtschaft tobte in 
Bayern besonders vor einigen Monaten mit außerordentlicher 
Heftigkeit, hat aber infolge der Erfahrungen, die mit der Freigabe 
des Hafers und der Häute gemacht wurden, heute etwas nach 
gelassen. Die Bayerische Fleischversorgungsstelle, die in der rein 
behördlich geleiteten Zwangswirtschaft durchaus nicht einen Ideal- 
zustand erblickt und an deren Verewigung nicht im geringsten denkt,
	        
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