Volltext: Die Grundlagen für die Preisbemessung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse im Jahre 1919 [61/62/63]

in jedem Falle rechtzeitig zu begegnen, ist von ausschlaggebender 
Wichtigkeit. Die Beispiele zeigen den engen Zusammenhang zwischen 
Produktion, Erfassungssystem und Preisgestaltung. Sie weisen nach, 
in welcher starken Abhängigkeit dieselben von einander stehen, und 
welche gegenseitigen Wirkungen sie auszuüben in der Lage sind. Ins 
besondere beweisen sie, daß eine Verteuerung der Lebensmittelpreise 
nicht ohne weiteres eine Verteuerung der Lebenshaltung nach 
sich zu ziehen braucht, sondern unter gewissen Umständen das Gegen 
teil zeitigen kann, ebenso wie die Unterlassung einer Preiserhöhung 
keine Gewähr für eine gleichbleibende Höhe der Lebenshaltung ist 
Wenn die geschilderten Beziehungen aber tatsächlich bestehen, 
dann muß es, solange überhaupt eine öffentliche Bewirtschaftung 
besteht, Aufgabe derselben sein, das Erfassungssystem so gut als 
möglich auszubauen. Je höher die Erfassungsquote ist, um so höher 
kann auch der den Erzeugern zu bewilligende Preis bemessen werden, 
ohne daß dadurch eine unerträgliche Belastung der Verbraucher ein 
tritt. So würde auf diesem Wege nicht nur den Wünschen der 
Konsumenten, sondern auch in weitgehendem Maße denen der 
Produzenten Rechnung getragen werden können. Je größer hin 
gegen diejenige Menge an Lebensmitteln wird, welche außerhalb 
der staatlichen Ration erworben werden muß, um so unerträglicher 
muß jede, wenn auch sachlich voll berechtigte Preiserhöhung der 
Rationswaren wirken. 
So wichtig diese Zusammenhänge für die Preisbemessung sind, 
so haben sie doch aus der nachfolgenden Untersuchung auszuscheiden. 
Diese geht lediglich von der Voraussetzung aus, daß die inner 
halb der Grenzen des Deutschen Reiches vorhandenen Betriebsmittel 
aller Art (Boden, Arbeitskräfte, Gespanne, Dünger) in vollem Um 
fang zu der größtmöglichen Ausnutzung gebracht werden müssen, daß 
die Produktenpreise demzufolge mit diesem Erfordernis in Einklang 
zu bringen sind. Die Notwendigkeit hierfür ergibt sich aus der Über 
legung, daß bei sinkender Jnlandsproduktion eine genügende Er 
gänzung an Nahrungsmitteln aus dem Ausland als gesichert nicht 
angesehen werden kann, weil die innerpolitische Konstellation der 
meisten Länder keine Gewähr für einen kontinuierlichen Gang der 
Produktion und des Handels bietet, daß ferner die Preise der Im 
porten infolge des niedrigen Valutastandes und der hohen Fracht, 
ungleich höhere sind, als diejenigen der Jnlandsprodukte. Die an sich 
mögliche Höchsterzeugung muß daher das Ziel der Wirtschaftspolitik 
sein, und die Preise der Erzeugnisse sind so zu bemessen, daß die volle 
Ausnutzung der Produktionsmittel vom Gesichtspunkt des Preis 
niveaus aus gewährleistet ist. Ist dies aber der Fall, so folgt daraus,
	        
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