Volltext: Die Grundlagen für die Preisbemessung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse im Jahre 1919 [61/62/63]

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ituf der einen, Schlachtviehpreis auf der anderen Seite haben den 
Zukauf von Nutz- und Zugvieh zu einer Quelle ständiger Verluste 
gemacht. Milchwirtschaften, welche eine Kuh für den Preis von 
3000 M erwerben, sind selbst für den Fall wiederholten Zulassens nach 
wenigen Jahren gezwungen, das Tier für den dritten Teil des An 
kaufswerts zu veräußern. Beträgt.die Nutzungsdauer drei Jahre, so 
würde in derartigen Fällen ein Verlust von rund 2000 M im ganzen, 
«der 666 M pro Jahr entstehen, der den Betrieb ohne jeden Gegenwert 
in vollem Umfange belastet. Werden in einer derartigen Wirtschaft 
1300 1 Milch je Kuh ermolken, so belastet der Verkaufsverlust jeden 
erzeugten Liter unt^^ , d. h. mit 51,2 Pf.! Um so viel müßte 
demnach der Milchpreis einer Abmelkwirtschaft über dem an sich er 
forderlichen Preise stehen, wenn eine derartige Wirtschaft auf legalem 
Wege existenzfähig bleiben soll. Hier zeigt sich deutlich die unheilvolle 
Wirkung der freien Preisbildung am Nutzviehmarkt. Die Beseitigung 
der störenden Preisspannung dürfte ebenso wünschenswert wie 
schwierig sein. 
Die Preissteigerungen der Kühe bewegen sich im allgemeinen 
um 400 %>, die Preise schwanken zwischen 2000—3000 M, diejenigen 
der Zugochsen haben im allgemeinen das dritte Tausend überschritten, 
diejenigen der leichten Arbeitspferde das vierte, die der schweren 
Arbeitspferde sogar das sechste bis siebente Tausend; und für schwere 
Stuten werden 10 000 M und mehr gezahlt. Im allgemeinen be 
wegen sich auch die Pferdepreise um 400—600 % über den Friedens 
stand. 
XI. Zinsanspruch der investierten Kapitalien. 
Im Gefolge der allgemeinen Geldentwertung hat der Grund und 
Boden eine wesentliche Preissteigerung erfahren. Je nach der Größe 
und Güte des Objekts bewegen sich die Preise um 50—100 % und 
mehr über dem Friedensstand. Wollte man die gesamte landwirt 
schaftliche Nutzfläche zu diesen Sätzen bewerten, so würde sich ein Zins- 
anspruch ergeben, der den früheren um 1% bis 3 Milliarden Mark 
übersteigen würde. Es steht dahin, inwieweit den in dieser Hinsicht 
veränderten Verhältnissen Rechnung zu tragen ist. Immerhin wird 
man von der Anschauung auszugehen haben, daß derjenige, der mitten 
in einem Weltkrieg bei stark gestiegenen Preisen Land kauft oder 
pachtet, von vornherein damit rechnen muß, daß nach dem Kriege eine 
mehr oder weniger schnelle Rückbildung der Preise eintritt, wie die 
Wirtschaftsgeschichte vergangener Zeiten lehrt. Daß andererseits Pro-
	        
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