Volltext: Die Grundlagen für die Preisbemessung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse im Jahre 1919 [61/62/63]

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Aus ben angeführten Beispielen ersieht man, in wie hohem 
Maße die Lohnhöhe die Gestehungskosten verteuert, wie stark 
jedoch diese Wirkung verschärft wird durch ein gleichzeitiges 
Sinken der Erträge durch Verkürzung der Arbeitszeit und sinkenden 
Arbeitswillen. Derartige Lohnsteigerungen müssen daher verhältnis 
mäßig schnell unter den gegebenen Verhältnissen die Produktion an 
die Grenze der Leistungsfähigkeit bringen, und nur eine Vermehrung 
der Betriebsmittel oder eine Preiserhöhung wäre imstande, diese 
Grenze weiter hinauszuschieben. Die Möglichkeit der Anwendung 
genügender Kunstdüngermengen vermag einen erheblichen Teil der 
Lohnsteigerungen zu kompensieren, vorausgesetzt, daß die Preise der 
Kunstdünger nicht unverhältnismäßig stärker steigen als die Preise 
der landwirtschaftlichen Produkte. 
Der Gesamtaufwand für die menschliche Arbeitskraft in der 
Landwirtschaft wurde für das Jahr 1918/19 auf rund 13 Milliarden 
Mark berechnet, wovon etwa 4 Milliarden auf den Arbeitsverdienst 
der selbstwirtschaftenden Landwirte zu rechnen sind "). Wenn dem 
nach diese summarische Berechnung gegenüber dem Frieden nur etwa 
eine Verdoppelung des Lohnaufwandes ausweist, so liegt dies daran, 
daß 1. der größte Teil der Winterbestellung vor den Ereignissen lag, 
welche die größte Lohnsteigerung gezeitigt haben, daß 2. mit einer um 
rund 1 Million, d. h. etwa 10 %, verringerten Arbeiter zahl zu 
rechnen ist. Das Jahr 1919/20 wird jedoch voll im Zeichen der 
Lohnerhöhung stehen; es scheint sogar, als wenn die Lohnbewegung 
noch nicht abgeschlossen wäre, so daß zunächst noch mit weiteren Ver 
schärfungen der Lohnhöhe zu rechnen sein wird, bis schließlich der 
Niedergang der Wirtschaft den ungesunden Verhältnissen ein Ende 
bereiten wird. 
Deutlicher als bei allen übrigen Betriebsmitteln tritt hier der 
enge Zusammenhang zwischen Arbeitsleistung und Produktenpreis 
in die Erscheinung. Je geringer die Arbeitsleistung, um so niedriger 
die Erträge, um so höher die Gestehungskosten, um so höher der Preis 
der Lebensmittel. 
V. Maschinen, (vgl. Anlage VI.) 
Wie aus der Anlage VI1 ersichtlich ist, ist im Laufe der Jahre 
1913—19 eine durchschnittliche Preissteigerung sämtlicher Maschinen 
um rund 300 % eingetreten. Durch diese Tatsache wird der Neigung, 
14 ) Die an sich sorgfältigen und umfangreichen _ Berechnungen können 
angesichts des lückenhaften llnterlagenmaterials lediglich den Charakter 
einer ueberschlagsrechnung für sich in Anspruch nehmen.
	        
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