Volltext: Die Grundlagen für die Preisbemessung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse im Jahre 1919 [61/62/63]

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Verhältnisse der Gegenwart als unberechtigt erklären müßte, so könnte 
von der Notwendigkeit einer Parallelität zwischen Aufwands- und 
Preissteigerung nicht die Rede sein. So einleuchtend es daher auf 
den ersten Blick erscheint, die Friedensverhältnisse zum Vergleichs 
maßstab für die gegenwärtige Preisgestaltung zu machen, so setzt ein 
derartiges Vorgehen doch den Nachweis voraus, daß die Rentabilitäts- 
Verhältnisse der deutschen Landwirtschaft während des Friedens nicht 
über ein auch heute vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus als 
berechtigt anzusehendes Maß hinausgingen. 
Diesen Nachweis zu erbringen, ist keineswegs leicht. Bei einem 
in dieser Richtung gemachten Versuch zeigen sich auf Schritt und 
Tritt nicht nur die Unzulänglichkeiten unserer bisherigen Statistik, 
sondern vor allem auch der geringe Umfang der von ihr erfaßten 
Wirtschaftsvorgänge. Die Prüfung der Rentabilität der deutschen 
Landwirtschaft als solcher bedingt die Möglichkeit der Ausstellung 
einer einwandfreien Bilanz. Eine solche aber läßt sich auf Grund der 
Statistik heute noch in keiner Weise zusammenstellen. Weder die Ein 
nahmen noch viel weniger die Ausgaben der Landwirtschaft lassen 
sich bis heute auf ein lückenloses, einwandfreies, statistisches Zahlen 
material stützen. Vor einer Reihe von Jahren wurde der Versuch 
unternommen, die Rentabilität der deutschen Landwirtschaft in der 
Weise zu erfassen, daß man die Wirtschaftsergebnisse einer größeren 
Zahl von Wirtschaften verschiedenster Verhältnisse untersuchte und 
aus ihnen Schlüsse auf die Rentabilität des ganzen Berufes her 
leitete *). Damals waren es etwa 1500 Betriebe, die in den Kreis 
der Betrachtung gezogen wurden. So förderlich und dankenswert der 
artige Untersuchungen sind, so ist ihr Wert doch ein problematischer 
angesichts der Zahl von 5% Millionen landwirtschaftlicher Betriebe 
oder, abgesehen von den Kleinbetrieben unter 5 da, von rund 
ly 2 Millionen Wirtschaften. 
Teilversuche, welche sich auf die Ermittlung des Gesamtwerte? 
der deutschen landwirtschaftlichen Produktion erstreckten, wurden des 
öfteren, wenn auch meist in recht summarischer Form, gemacht, so 
anläßlich der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 von Trau 
gott Müller, ferner wiederholt von Wohltmann. Dieser gelangte 
in der letzten seiner summarischen Schätzungen kurz vor seinem 
Tode zu einem Gesamtwert der deutschen landwirtschaftlichen 
Produktion von rund 14 MilliaUden Mark. Es spricht für die 
große Treffsicherheit seines Urteils, wenn die von dem Verfasser 
vorgenommene eingehende Spezialuntersuchung das Resultat im 
ft Deutsch« Laichw.-Rat Archiv 1UK.
	        
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