Volltext: Die Futtermittelwirtschaft im Kriege [Heft 59/60]

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der Hauptsache als Melassefutter, d. h. mit Häcksel, Torf oder Kleie 
vermischt, zur Verteilung gebracht; eine beschränkte Menge wurde 
dem Kriegsausschuß für Ersatzfutter vorbehalten. Für die Zu 
weisung von nassen Schnitzeln wurden besondere Bestimmungen er 
lassen, und hierbei darauf Bedacht genommen, daß in erster Linie 
solche Landwirte Schnitzel erhielten, die Zuckerrübenbau betrieben. 
Da für die ersten Monate 1916 eine Steigerung der Futtermittel 
knappheit, besonders in den Städten, zu erwarten war, wurde für 
diese Zeit eine größere Menge von Melasse und Schnitzeln zurück 
behalten. In den folgenden Jahren machte sich das Bedürfnis immer 
fühlbarer, die sogenannten Großstadtpferde, d. h. jene Spanntiere, 
die zur Aufrechterhaltung des Verkehrs und der kriegswirtschaftlich 
wichtigen Betriebe notwendig waren, außer dem Hafer auch mit 
anderen Futtermitteln zu versehen. Hierfür waren die zuckerhaltigen 
Futtermittel in erster Linie geeignet. Dem „Großstadtpferde 
schlüssel" — der auch nur für die Oberverteilung an die Bundes 
staaten galt — lagen die Zahlen der kriegswirtschaftlich wichtigen 
Pferde in den Städten über 5000 Einwohner (ungefähr 400 000 
Pferde im ganzen Reiche), zugrunde. Nachdem die Melasse auch für 
andere Zwecke in umfangreichem Maße herangezogen werden mußte, 
und hierfür vom Kriegsernährungsamte ein genauer Verteilungs 
plan aufgestellt worden war (s. oben S. 38), blieb der Reichsfutter 
mittelstelle nur die Verfügung über die für allgemeine Futterzwecke 
bestimmten Mengen. Außerdem hatte sie die Zuweisung für solche 
Kriegsindustrien, die zur Fabrikation Melasse unbedingt benötigten, 
zu überwachen. Soweit hierfür auch Melasieschlempe brauchbar war, 
wurde diese den betreffenden Betrieben zugeteilt, um tunlichst viel 
Melasse der Verfütterung zu erhalten. 
Abteilung Kraftfuttermittel. 
Die Verteilung der übrigen Futtermittel, der sogenannten Kraft 
futtermittel, erfolgte zunächst nach dem schon dargelegten Schlüssel. 
Zu Beginn des Jahres 1918 wurde für die Verteilung der Kraftfutter 
mittel, soweit sie nicht für die Großstadtpferde bestimmt waren, ein 
neuer Schlüssel aufgestellt, der nur die Zahl der Milchkühe 
und Schafe berücksichtigte, wobei eine Milchkuh gleich 12 Schafen 
gerechnet wurde. Die ausländischen Futtermittel, die in den ersten 
Kriegsjahren noch in beschränktem Umfange zur Verfügung standen, 
wurden ebenfalls nach diesen Schlüsseln den Landesstellen ange 
boten; mit Rücksicht auf die höheren Preise fand aber die Zuteilung 
nur nach förmlicher Annahme des Angebots statt. Für die Kleie aus 
Brotgetreide piar dex Verteilungsschlüssel in § 44 der Verordnung
	        
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