Volltext: Die Futtermittelwirtschaft im Kriege [59]

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deren sachgemäße Verarbeitung zu Futtermitteln verwendet; zu 
diesem Zwecke fand eine Überwachung der einschlägigen Betriebe 
statt; durch Darlehnsgewährung sollten sie zu zweckentsprechendem 
Ausbau ihrer Einrichtungen angeregt und instand gesetzt werden. 
Endlich wurde die Verwertung des Schilfrohrs, der Mies 
muscheln, der Renntierflechte, dann von Seetang 
und Seegras ins Auge gefaßt. Daneben sollte die Verarbeitung 
der S u l f i t a b l a u g e der Zellstoffabriken auf Spiritus und 
die Gewinnung von Spiritus durch Verzuckerung des 
Holzes betrieben werden. 
Gleichzeitig mit der Förderung der Produktion von Ersatzfutter 
mitteln hatte der Kriegsausschuß die Abnahmepreise der gewonnenen 
Erzeugnisse und den Absatz derselben zu regeln. Zu diesem Zwecke 
wurden mit den Fabriken Verträge abgeschlossen und mit der Be 
zugsvereinigung der deutschen Landwirte, der die Zuführung des 
Futters an die Verbraucher oblag, Vereinbarungen getroffen. 
Auch die Bewirtschaftung des Leims wurde dem Kriegsausschuß 
übertragen (Bekanntmachungen über den Verkehr mit Leim vom 
14. September 1916, RGBl. S. 1023 und 1024 und Ausführungs 
bestimmungen hierzu vom 15. Juli 1917, RGBl. S. 627). 
Zur Durchführung seiner Aufgaben wurden dem Kriegsaus 
schuß vom Reiche und vom preußischen Staate namhafte Mittel 
gewährt, die er den Fabriken als Darlehen oder in Form eines 
Gesellschaftsanteils zur Verfügung stellte. 
Dem Kriegsausschuß traten jedoch schon bald nach Aufnahme 
seiner Tätigkeit- bedeutende Schwierigkeiten aller Art entgegen, die 
trotz der größten Anstrengungen der Geschäftsführung nur zum 
Teil überwunden werden konnten. Der Betrieb der Fabriken hatte 
vielfach unter Arbeitermangel, Kohlenknappheit und Transport 
stockungen zu leiden; auch stieß die Beschaffung der Rohstoffe auf 
Schwierigkeiten. Die Kosten der Fabrikation stiegen sehr beträchtlich, 
so daß bei vielen Ersatzfuttermitteln die Preise nicht mit dem Futter 
wert in Einklang gehalten werden konnten. Anfangs begegneten 
auch die Erzeugnisse in Verbraucherkreisen heftigen Vorurteilen, 
denen durch genaue Angaben über die Zusammensetzung und den 
Nährgehalt bei der Abgabe der Futtermittel entgegengewirkt wurde. 
Schmerzliche Enttäuschungen bereitete der äußerst langsame Fort 
gang der Errichtung neuer Fabrikanlagen, der durch die Kriegs 
verhältnisse bedingt war. Dies galt vor allem bei den in größtem 
Stiele veranlagten vier Reichsfutterwerken, die vornehmlich zur Her 
stellung von Strohkraftfutter bestimmt waren. Nur eines dieser 
Werke konnte noch während des Krieges seinen vollen Betrieb auf-
	        
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