Volltext: Die Kartoffeltrocknung im Kriege [44/55]

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Die Hoffnungen, die die führenden Männer der Kartoffelgewerbe und 
des Kartoffelbaus auf die Trocknung setzten, drohten zuschanden und 
der Zwang zur Anbauverringerung damit unvermeidlich zu werden. 
Das Jahr 1913 mit seiner Riesenkartoffelernte zeigte deutlich, 
daß solche Befürchtungen begründet waren. Der Markt war mir 
Kartoffeln überschwemmt, und Entwertung bis unter die Ge 
stehungskosten sowie Verluste weit über den Durchschnittssatz durch 
Fäulnis waren die natürlichen Folgen. Das bedeutete eine beklagens 
werte volkswirtschaftliche Verschwendung und eine unmittelbare Be 
drohung des Kartoffelbaus. 
Diese Sachlage drängte mit Gewalt zu neuen Lösungsversuchen. 
Die Zeit war reif für die Verwirklichung, eines Planes, den der tat 
kräftige und ideenreiche Organisator der Kartoffelverwertungs 
gewerbe, Max Delbrück, entworfen hatte, nämlich die Grün 
dung der „Gesellschaft zur Förderung des Baues 
und der wirtschaftlich zweckmäßigen Verwen 
dung von Kartoffeln" (B. V. K.) im Februar 1914. 
Diese Gesellschaft sollte die Kartoffelerzeuger und die kartoffel- 
verarbeitenden Gewerbe in einer großen Organisation zusammen 
fassen, der die Aufgabe zufiel, für die Verwertung der gesamten 
Kartoffelernte jeweils einheitliche Richtlinien aufzustellen. Es sollte 
ihr als vornehmstes Mittel zur Bekämpfung der drohenden Kartoffel 
überproduktion das Recht zustehen, für alle ihre Mitglieder je nach 
dem Ernteausfall eine Konservierungspflicht festzusetzen, vorläufig bis 
zur Höchstgrenze von 10 % der Ernte. Man wollte also zunächst den 
Kartoffelmarkt sowie Stärke- und Brennereigewerbe durch eine in 
direkte Produktionsbindung entlasten. Das konnte natürlich nur Erfolg 
haben, wenn möglichst alle Produzenten, zum mindesten des östlichen 
Überschußgebietes der Gesellschaft beitraten. Man setzte damit bei den 
Kartoffelproduzenten ein hohes Maß von Einsicht und Solidaritäts 
gefühl voraus, weil sich für den Einzelnen sichtbare und meßbare Er 
folge als Entgelt für die auferlegte Verpflichtung nicht sobald zeigen 
konnten. Der Kartoffelmarkt mußte aber, wenn der Gedanke voll ver 
wirklicht wurde, nicht nur scheinbar, sondern wirklich entlastet 
werden, da die konservierten Kartoffeln erst gegen Ende des Ernte- 
jahres nach Verbrauch der übrigen Ernte sinngemäß zu verwenden 
waren, also in einer Zeit, wo sie nicht mehr mit der Rohkartoffel 
(auch nicht mit Schlempe oder Pülpe) konkurrierten. Als Konser 
vierungsmittel kam Einsäuern und hauptsächlich Trocknen in 
Frage. Dehnte man jedoch die Trocknung noch künstlich aus, 
so mußten die Schwierigkeiten des Trockengewerbes natürlich noch
	        
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