Volltext: Die Kartoffeltrocknung im Kriege [44/55]

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keinen eigentlichen Markt für Trockenkartoffeln gab. Die Preise sind 
auf Grund der einzelnen Abschlüsse der Fabriken ermittelt. 
Das beigefügte D i a g r a m m veranschaulicht die Preisbewegung 
und das Preisverhältnis von Kartoffelflocken, Brennkartoffeln, Mais 
und Gerste mit den monatlichen Schwankungen der Jahre 1910 
bis 1913. 
Die. hohe Kurve des Flockenpreises deutet auf eine gefährliche 
Schwäche des Trockengewerbes hin. Da nämlich jene 
Flockenpreise etwa den Produktionskosten entsprechen, also nicht etwa 
eine ungewöhnlich günstige Verwertung der Kartoffeln darstellen, so 
geht aus den: Preisverhältnis hervor, daß die Trockenkartoffeln in den 
anderen Futtermitteln eine gefährliche Konkurrenz haben. Dabei ist 
besonders zu beachten, daß die Flockenpreise sich ab Station der Fabrik 
verstehen, während der Gerstenpreis im Diagramm für Rheinhäfen, 
also gerade für das Bedarfsgebiet, gilt. Auch der Mais ist in dieser 
Beziehung den Flocken überlegen. Da die Maiskurve den Breslauer 
Preisen entspricht, so zeigt sie, daß der Mais den Flocken selbst in 
ihrem Produktionsgebiet gewachsen ist, obwohl es für Mais fracht- 
nngünstig gelegen ist. 
Tatsächlich hatte das Trockengewerbe schon mit Absa tz s ch w i e r ig 
le i t e n zu kämpfen. Wenn trotzdem die Entwicklung des Trocknerei 
gewerbes geradezu stürmisch genannt werden muß und besonders in 
den letzten Friedensjahren (seit 1909), wie die auf S. 6 mitgeteilten 
Zahlen zeigen, ein beschleunigtes Temtzp annahm, so spricht das nicht 
gegen diese Behauptung. Es erklärt sich einmal aus der lebhaften 
Propaganda, die für die Trocknung gemacht wurde, und zweitens aus 
dem Druck der Kartoffelüberproduktion, der allen großen Kartoffel 
produzenten sehr fühlbar war und jener Propaganda Nachdruck und 
auch Berechtigung verlieh. Die Trocknung vermied auf jeden Fall die 
Gefahr des Verderbens, so daß, wenn sie selbst als teuer anzusehen 
war, der Landwirt sich doch sagen mußte, daß nicht zu trocknen 
unter Umständen noch teurer werden konnte. Dies zeigte sich vor allem 
bei guten Ernten: bei der Rekordernte 1913 sprachen die Landwirte 
geradezu von einer Katastrophe. Vom Druck der Kartoffel-Über 
produktion kam man unter den Druck der Trockenkartoffel-Überproduk- 
tion. Dieser war zwar erst schwach fühlbar, mußte aber auf die Dauer 
die bis dahin so viel versprechende Entwicklung des Trockengewerbes 
stark gefährden. Das Vorhandensein dieses Druckes wird statistisch 
durch die von der Zentralstelle für das Trocknungswesen veranstaltete 
Erhebung über Trocknungseinrichtungen erwiesen, wenn wir die 
L ei st u n g s f äh i g kei t und tatsächliche Verarbeitung 
im Betriebsjahr 1913/14 gegenüberstellen:
	        
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