Volltext: Die pflanzlichen und tierischen Oele und Fette, ausschließlich der Molkereiprodukte, in Frieden und Krieg [33]

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eine noch viel kleinere Ausbeute als beim Maiskeim, da die gewinn 
baren Roggenkeime nur etwa 1 v. H., die Weizen- und Gerstenkeime 
nur v. H. der an sich schon kleineren Körner betragen. Auch der 
Oelgehalt ist noch geringer als beim Mais; er beträgt etwa 10 v. H. 
des Keimes. Bei der früheren Mahlweise des Getreides sind die 
Keime größtenteils in die Kleie gegangen, nur die weniger feinen 
Mehlsorten enthielten auch einen Teil vermahlener Keime. Ge 
sondert verarbeitet wurden sie lediglich in ganz geringem Umfange 
zu einem Nährpräparat, wozu sie sich wegen ihres hohen Gehaltes 
an nahrhaften Stoffen vorzüglich eignen. Verfahren der Trennung 
des Keimes vom Kern waren daher bereits erprobt, ihre Entwicklung 
bot keine erheblichen Schwierigkeiten. Die Trennung läßt sich bei 
geeigneter Mahlweise 'so leicht bewerkstelligen, daß sie ohne große 
Mühe in allen Mühlen ermöglicht werden kann. Man konnte daher 
die Müller zur gesonderten Gewinnung der Keime verpflichten, wozu 
sie in den meisten Fällen, schon um des besseren Gewinnes willen, den 
der getrennte Verkauf von Mehl und Keimen ihnen bot, gern bereit 
waren. Zwangsweise ist die Entkeimung nur in Bayern und von 
einigen Kommunalverbänden vorgeschrieben worden. Der im übrigen 
Reiche gewählte Weg privater Beeinflussung hat im allgemeinen zu 
ebenso restloser Entkeimung wie die zwangsweise Verordnung ge 
führt. Gegenwärtig kommen monatlich etwa 1500 Tonnen Keime 
zur Ablieferung, was einem durchschnittlichen monatlichen Oelertrage 
von 130 Tonnen entspricht. Der Jahresertrag ist 1917 nicht das 
zwölffache dieser Menge gewesen, da diese Oelquelle erst im Laufe 
des Jahres zu voller Ergiebigkeit entwickelt worden ist und auch die 
Mühlen nicht zu allen Jahreszeiten gleich stark beschäftigt sind. Außer 
dem Oel wird aus den Keimen ein Rückstand gewonnen, der beim 
Mais 15 bis 20 v. H., beim Weizen 35 v. H., bei der Gerste 40 v. H. 
und beim Roggen 42 bis 43 v. H. Eiweiß, daneben Stärke, Zucker 
und andere Nährsalze enthält. Er wird in Form von Mehl, Suppen 
mehl und Morgentrank zur Verteilung gebracht. Besonders das 
Maiskeimmehl ist in seiner Zusammensetzung dem Mehl der Hülsen 
früchte außerordentlich ähnlich und bildet daher einen guten Hülsen- 
srucht-Ersatz, der auch im Geschmack dem Erbsmehl nahe verwandt 
ist. Durch die Ausnützung all dieser Oelquellen ist es möglich ge 
wesen, den heimischen Ertrag an pflanzlichen Oelen, verglichen mit 
den letzten Friedensfahrer:, um ein Mehrfaches zu steigern. Die so 
gewonnenen pflanzlichen Oele sind mit wenigen Ausnahmen zur 
Herstellung von Margarine verwandt worden.
	        
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