Volltext: Kaffee, Tee, Kakao in der Kriegswirtschaft [31/32]

Übersee als «Ach mit den Fabrikanten haben, teilweise auch durch 
Kreditgabe an die überseeischen Pflanzer auf diese einen gewissen 
Einfluß ausüben. Dieser Einkaufsapparat arbeitete zur Zufrieden 
heit aller. Da die Welternte stetig anstieg und anderseits auch der 
Verbrauch der Kakao-Erzeugnisse von Jahr zu Jahr 'wuchs, so waren 
alle Voraussetzungen für eine weitere gedeihliche Entwicklung des 
Hamburger Kakaomarktes gegeben. Ter Ausbruch des Weltkrieges 
brachte diese Entwicklung zum Stillstand. 
b) Im Kriege. 
Im August 1914 lag das Kakaogeschäft fast ganz darnieder. Die 
durch die Kriegserklärung sich ergebende völlige Absperrung Deutsch 
lands von Übersee brachte den Verkehr mit den Ernteländern und mit 
den übrigen Weltmärkten ins Stocken. Auch die Unternehmungs 
lust wurde angesichts des gewaltigen Völkerbundes, dem Deutsch 
land und Österreich-Ungarn gegenüberstanden, gelähmt, und dort, 
wo sich noch wagemutige Kaufleute zü weitsichtigen Unter 
nehmungen bereitfanden, wurde ihr Vorhaben durch die von der 
Vorsicht diktierte Maßnahme der Banken, die auch den ältesten 
und angesehensten Firmen den Kredit entzogen, vereitelt. AIs 
dann aber unsere tapferen Truppen in stürmendem Siegeslaufs 
innerhalb weniger Wochen einen großen Teil Belgiens und Nord- 
Frankreichs überrannten und Hindenburg unsere Ostmark vom 
Feinde befreite, kehrten allmählich das geschäftliche Vertrauen 
und die Unternehmungslust zurück. 
Man suchte zunächst die in den neutralen Ländern, besonders in 
Holland, Skandinavien, der Schweiz und Italien noch vorhandenen 
Bestände von Kakaobohnen für Deutschland zu sichern. Die neutralen 
Eigner waren zu solchen Geschäften gern bereit, weil Deutschland 
höhere Preise zahlte und weil sie sich bald in England, Lissabon und 
Übersee billiger wieder Ersatz für die abgegebenen Mengen beschaffen 
konnten. Es entspann sich ein lebhafter Handel zwischen 
den Neutralen und Deutschland, der sich allmählich 
auch auf Halbfabrikate (Kakaomasse, Schokoladenmasse, Kakaobutter) 
und auf fertige Erzeugnisse (Schokolade, Kakaopulver) ausdehnte. 
England griff, als es diese Entwicklung bemerkte, sofort 
zu Gegenmaßnahmen, um die Versorgung Deutschlands 
durch die neutralen Staaten möglichst ganz zu unterbinden, 
mindestens aber zu erschweren. Die bisher gültigen völkerrecht 
lichen Bestimmungen gestatteten zwar den Neutralen den un 
beschränkten Handel mit allen Waren, die nicht als Bannware
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.