Volltext: Kaffee, Tee, Kakao in der Kriegswirtschaft [31/32]

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4. Der Einfuhrhandel in Rohkakao. 
a) Im Frieden. 
Der Kakao hat sich naturgemäß zunächst stets in den Ausfuhr 
häfen der einzelnen Ernteländer gesammelt. Dort ansässige große 
Handelshäuser besorgen den Verkauf und die Verschiffung der Ware 
nach den Haupt-Weltmärkten, die sich für Kakao in 
Hamburg, le Havre, London, Lissabon und New- 
Dork gebildet haben. 
Ursprünglich hatte London die Führung auf dem Weltmärkte, 
dann aber trat es hinter le Havre zurück, bis auch dieses von Ham 
burg überflügelt wurde. Diesen Vorsprung hat Hamburg bis 
Kriegsbeginn fest behauptet. Es verdankt ihn der Umsicht, 
Tüchtigkeit und Tatkraft seiner Handelshäuser, seinen vorzüglichen 
überseeischen Beziehungen und seiner günstigen geographischen 
Lage. In Hamburg wurde nicht nur der gesamte Bedarf für 
Deutschland gedeckt, sondern auch ein sehr lebhafter Durchgangs 
handel für die Versorgung der skandinavischen Länder, Rußlands 
und zum Teil auch Hollands, der Schweiz, Österreich-Ungarns und 
der Balkanstaaten getrieben. 
Anfangs pflegten die Verschiffer in den Ernteländern ihre 
Ware in Konsignation nach den -europäischen Hauptmärkten 
zu schicken. Die Ware wurde dort in der Regel erst nach ihrer 
Ankunft verkauft. Allmählich verlor das Konsignationsgeschäft 
aber seine ursprüngliche Bedeutung, denn die großen Hamburger 
Einfuhrhäuser gingen, um das Geschäft zu beleben und den Um 
satz zu steigern, dazu über, Kakao in größeren Mengen für 
eigene Rechnung in den überseeischen Märkten zu kaufen 
und ihn nach Hamburg verschiffen zu lassen. Auf diese Weise 
wurden große Vorräte in Hamburg geschaffen, die 
wieder die Käufer dorthin lockten. Die Schokoladen-Fabrikanten 
hatten die Möglichkeit, sich in Hamburg die für ihre Zwecke 
Passende Ware aus den dort vorhandenen Beständen auszusuchen. 
AIs allmählich der Bedarf größer wurde und auch das Geschäft 
in den Kakao-Erzeugnissen einen bedeutenderen Umfang annahm, 
kamen die K ä u f e „a uf spätere Lieferung" auf, d. h. es 
wurden mehr oder weniger langfristige Lieferungsverträge mit 
Übersee abgeschlossen, denn es lag sowohl den Fabrikanten als auch 
den Händlern daran, sich, wenn die Preise günstig erschienen, für 
längere Zeit mit dem wertvollen Rohstoff zu versorgen. Mit dem 
stetig steigenden Bedarf wuchs auch die Notwendigkeit für die
	        
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