Volltext: Düngemittel im Kriege [Heft 15]

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scheiden und von der menschlichen Einwirkung bisher im all 
gemeinen als kaum sehr stark abhängig angesehen werden können, 
liegt der Fall bei den sogenannten „Mineralstoffen" völlig anders. 
Es ist die Aufgabe der Industrie geworden, der Landwirtschaft 
jene Verbindungen, deren sie zur Erzielung größtmöglicher Ernten 
bedarf, in einer Form zur Verfügung zu stellen, in der sie von 
der Pflanze leicht verarbeitet werden können. Wir wissen jetzt, 
daß die eingangs erwähnte Annahme L i e b i g s, es sei ziemlich 
gleichgültig, in welcher Form der Ersatz der dem Boden durch die 
Ernte entzogenen Bestandteile erfolge, unzutreffend ist. Gerade 
die Form der Anwendung der verschiedenen Pflanzennährstoffe 
entscheidet in vielen Fällen über den Erfolg, der unter Umständen 
bei Außerachtlassung gewisser Erfahrungen sogar ganz ausbleiben 
kann, selbst wenn man scheinbar alles Mögliche getan hat, um den 
Ertrag zu steigern. Hier liegt vor allem das wichtige, in dieser 
kurzen Darstellung nicht im einzelnen näher zu behandelnde 
höchst schwierige Arbeitsgebiet des wissenschaftlichen Agrikultur- 
chemikers vor, dessen Ergebnisse leider so oft der überzeugenden 
Genauigkeit und Eindeutigkeit ermangeln, aus dem Grunde, weil 
sein Arbeitsgebiet, der Boden, niemals als eine konstante und 
stets reproduzierbare Größe anzusehen ist, und weil die äußeren 
Bedingungen (Bearbeitung und physikalische Beschaffenheit des 
Bodens, Feuchtigkeits-, Temperatur- und Witterungsverhältnisse 
aller Art) einer Verallgemeinerung der im Einzelfalle erzielten 
Ergebnisse vielfach entgegenstehen. So gehört die Agrikultur- 
chemie auch heute noch, trotz der vielen glänzenden und mit un 
endlicher Mühe und Sorgfalt durchgeführten Versuchsarbeiten, zu 
den Wissenschaften, deren allgemeine Ergebnisse sich nicht so sehr 
als stets gültige Gesetze, vielmehr nur als gewisse, an sich durch 
aus richtige Regelu darstellen. Diese Regeln erleiden aber unter 
äußeren Umständen auch vielfache Ausnahmen. So erklärt 
es sich, daß die Anschauungen der Agrikulturchemiker iiber 
manche grundlegenden Fragen der Düngerlehre häufig einer ge 
wissen Mode unterworfen gewesen sind. Ganz ähnliche Verhält 
nisse weisen ja auch einzelne Zweige der Medizin auf. Das soll 
und kann in keiner Weise, in der Medizin wie in der Agrikultur- 
chemie, einen Vorwurf gegen jene Männer bedeuten, die durch 
ihre mühevolle Tätigkeit sich den Dank der ganzen Nation im 
vollen Maße verdient haben und ihn jetzt im Kriege ständig noch 
besonders verdienen. Es soll aber die Tatsache erklären, wie 
es kommt, daß die Anschauungen in der landwirtschaftlichen 
Düngerlehre im einzelnen, was zi B- die Bewertung und die Ver-
	        
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