Volltext: Düngemittel im Kriege [Heft 15]

Stickstoffwirtschaft und Volkswirtschaft 
Von Rittmeister Bueb, 
Ncichskommi'ffar für Stickstoffwirtschaft. 
Die volle Bedeutung des Stickstoffs in der Verwendung als 
künstlicher Dünger ist erst im Verlause des Krieges allgemein 
erkannt worden. Der Stickstoffmangel in Deutschland im Kriege 
und der damit verbundene Rückgang der Ernteerträgnisse haben 
jedem gezeigt, welche Rolle dem Stickstoff bei der Beurteilung der 
Ernteerträgnisse der Landwirtschaft zukommt. 
Vor dem Kriege war Deutschland in seiner Stickstoffversor 
gung von der ausländischen Zufuhr abhängig. "Von den ge 
waltigen Mengen an Stickstoff, die Deutschland für seine Land 
wirtschaft und Industrie im letzten Friedensjahre verbrauchte, 
wurden nur rund zwei Fünftel im Inlands selbst erzeugt, während 
der Rest in Form von Salpeter eingeführt werden mußte. 
Das Ammoniak der Kokereien und Gasanstalten bildete die 
einzige wesentliche Quelle, aus der Deutschland seinen Stickstoff 
schöpfte, um ihn in Form von schwefelsaurem Ammoniak der 
Landwirtschaft zuzuführen. 
Bald nach Ausbruch des Krieges hörte die Zufuhr von Sal 
peter auf. Die Heeresverwaltung war dadurch genötigt, zur 
Deckung des immer mehr steigenden Munitionsbedarfes auf die 
Salpetermengen, welche im Inlands aufgestapelt waren, Beschlag 
zu legen. Diese Mengen wurden erfreulicherweise noch vermehrt 
durch die in den besetzten Gebieten, namentlich in Antwerpen, 
von der Heeresverwaltung erfaßte Beute. Trotzdem war vor 
auszusehen, daß in absehbarer Zeit nicht einmal genügend Stick 
stoff für die Munitionsanfertigung vorhanden war, wenn es nicht 
gelang, neue inländische Stickstoffquellen zu erschließen. Die 
Wege dazu waren vor dem Kriege schon gewresen. 
Im Kalkstickstoff - Verfahren einerseits und in dem 
bei der Badischen Anilin- und Soda-Fabrik in Ludwigshafen 
bereits ausprobierten Verfahren von Haber-Bosch war 
das Problem schon im kleinen Maßstabe gelöst, den Stickstoff der 
Luft nutzbar zu machen. Die beiden Verfahren wurden in der 
Kriegszeit in einem gewaltigen Ausmaße in die Großfabrikation 
übertragen. Es entstanden vier neue Kalkstickstofs-Fabriken, teil- 
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