Volltext: Düngemittel im Kriege [Heft 15]

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von. Wasserglas (kieselsaurem Kali), mit der Asche von ver 
branntem Stroh, wo man ihn mit phosphorsauren Salzen dringen 
wird, die man in chemischen Fabriken herstellt, gerade so wie man 
jetzt zur Heilung des Fiebers und des Kropfes chemische Präpa 
rate gibt." 
Wir wissen heute, - in wie überraschender Weise diese 
Prophezeihungen Liebigs, besonders in unserem Vaterlande, das 
sich unter den bedeutenderen Kulturländern vor dem Kriege 
von jeher durch einen besonders umfangreichen Verbrauch an 
Düngemitteln ausgezeichnet hat, in Erfüllung gegangen sind. 
In Deutschland hat man zwar anfangs durchaus nicht allzu 
schnell auf die mahnenden Worte Liebigs gehört, der in jenen! 
bereits erwähnten Werke, und spater vor allem in seinen klassischen 
„Chemischen Briefen" mit allem Nachdruck gegen den bei der üb 
lichen Düngungsweise mehr oder weniger versteckten landwirt 
schaftlichen Raubbau aufgetreten ist, der damals noch ziemlich 
allgemein in der Landwirtschaft Europas üblich war. Unter dem 
Einfluß jener mit guten Gründen von der Liebigschen Schule 
ständig fortgesetzten Hinweise auf die Notwendigkeit der Erhöhung 
der landwirtschaftlichen Produktivität hat aber die deutsche Land 
wirtschaft, besonders in den letzten Jahrzehnten, immer mehr 
Gebrauch von jenen wichtigen Hilfsmitteln gemacht, die ihr von 
der in Deutschland stets so ganz besonders fortschrittsfreudigen 
chemischen Industrie zu angemessenen Preisen in die Hand ge 
geben werden konnten. Es ist nicht ganz leicht, im einzelnen 
genau anzugeben, welchen Anteil auch dieser vornehmlich auf 
Liebigs Wirken zurückgehende Einfluß der chemischen In 
dustrie Deutschlands an der Steigerung der Ernteergebnisse in 
Deutschland und in der ganzen Welt gehabt hat. Man darf aber 
wohl jene Angabe*), wonach die Anwendung der künstlichen 
Düngemittel etwa zu 50 v. H., der Anbau ertragreicher Sorten 
zu 30 v. H. und die übrigen Maßnahmen zur Hebung des land 
wirtschaftlichen Ertrages, vor allem die bessere Bodenbearbeitung 
infolge des Aufstieges ber Maschinentechnik, die Bekämpfung der 
Pflanzenkrankhoiten usw. zu 20 v. H. an diesem Aufschwung in 
den letzten Jahrzehnten beteiligt sind, für deutsche Verhältnisse 
als im wesentlichen zutreffend ansehen. 
Nicht unterschätzt werden darf aber auf der anderen 
Seite die unermüdliche Werbetätigkeit der landwirtschaftlichen 
*) Die deutsche Volksernährung und der englische Aushungerungsplan, 
eine Denkschrift von P. Eltzbacher u. a., Braunschweig 1914, F. Vieweg 
& Sohn, Se*t'e 99
	        
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