Volltext: Die Nahrungsmittelwirtschaft großer Städte im Kriege [Heft 7/8]

regelnd zu wirken, daß städtischerseits einige Mengen von 
auswärts bezogenen oder auf den städtischen Gütern erzeugten 
Gemüses und Obstes auf den Markt geworfen und unter Preis 
verkauft wurden. Aber auch was die Versorgung mit öffentlich 
bewirtschafteten Waren betrifft, so steht eine solche Stadt besser da. 
Mit den benachbarten Landkreisen lassen sich für die Mehlversor 
gung Selbstwirtschaftsverbände begründen, die das Mehl billiger 
liefern können als die Reichsgetreidestelle. Die Kartoffelver 
sorgung kann aus der Nachbarschaft gedeckt werden und be 
ansprucht keine teueren und risikoreichen Transporte. Dazu 
kommt die Fülle von nachbarlichen Beziehungen, auf Grund 
deren dem einzelnen Städter Zuwendungen aus den Überschüssen 
des ländlichen Haushaltes zugute kommen, ein Vorgang, der so 
althergebracht und natürlich ist, daß er sogar zu einem uner 
wünschten Schmuggelverkehr verbotener Waren, wie Eier, Butter, 
Milch, Fleisch usw., geführt hat. Je kleiner eine Stadt ist, um 
so mehr vergrößern sich diese Vorzüge der Lage, aber selbst bei 
sehr großen Städten bleiben sie wirksam. 
Weiter wird die Zusammensetzung der städ 
tischen Bevölkerung nach Altersklassen, Vermögensver 
hältnissen und Beschäftigung von Einfluß sein. Eine Stadt mit 
einer ausgesprochenen Arbeiterbevölkerung wird ohne Zweifel die 
höchsten Anforderungen stellen. Die große Zahl der Schwer- 
arbeitenden wird die Bewegung einer verhältnismäßig größeren 
Menge an Nahrungsmitteln erforderlich machen. Die Austeilung 
muß besonders sorgfältig arbeiten, weil es diesen weniger bemittel 
ten Kreisen nicht leicht möglich ist, in den teuren Waren des freien 
Verkehrs Ersatz für die billigeren rationierten Waren zu finden. 
Dazu kommt die bei der Arbeiterbevölkerung verhältnismäßig 
große Zahl der Kinder, deren Verpflegung mit Milch und leicht 
verdaulichen Nährmitteln besondere Anforderungen stellt. 
Faßt man alle drei Gesichtspunkte, die die Bedingungen der 
Nahrungsmittelwirtschaft beeinflussen, Einwohnerzahl, Lage und 
Zusamensetzung der Bevölkerung, zusammen, so ist unter den 
besuchten Städten der Stand Dortmunds ohne Frage am 
schwierigsten. Es ist eine große und ausgesprochene Industriestadt 
mit sehr ungünstigen Marktverhältnissen. Das Gegenstück dazu 
bildet U lm , eine mittelgroße Stadt in reicher landwirtschaft 
licher Umgebung, für die es weit und breit den einzigen größeren 
Markt bildet. Die übrigen Städte stehen zwischen beiden, doch 
neigt Dresden mehr nach der ungünstigen, Posen mehr nach der 
günstigen Seite hin.
	        
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