Volltext: Preisverhältnisse landwirtschaftlicher Erzeugnisse im Kriege [Heft 6]

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Preisbildung und Preispolitik im Kriege. 
Von Prof. Dr. 31. Hesse, Königsberg (Pr.). 
Der Preis ist der Gradmesser der Marktlage und diese der 
Ausdruck des Verhältnisses von Versorgung und Bedarf. Somit 
sind die Preise Folgeerscheinungen von Erzeugung und Verbrauch, 
und jede Preispolitik muß Wirkungen ausstrahlen nach jenen beiden 
Polen des Wirtschaftslebens, damit eingreifen in die Verhältnisse 
des Produzenten sowohl wie des Konsumenten. Daher ist es kein 
Wunder, daß jeder Betrieb und jeder Haushalt, die gesamte Güter- 
crzeugung und Versorgung von den preispolitischen Maßnahmen 
betroffen werden und um keinen Punkt der ganzen Kriegswirtschaft 
mehr gekämpft wird als um diesen Stützpunkt der ganzen Front. 
Freunde und Gegner des Systems stehen einander gegenüber, und 
noch lebhafter wogt der Streit um die praktische Durchführung. 
Die Fragen der Preisbestimmung werden immer dringender, 
und eine einheitliche Regelung, ein System der Preis- 
regulierung erscheint unerläßlich. Dieses muß auf den t e ch n i s ch e n 
und wirtschaftlichen Grundlagen der Erzeugung und 
des Verbrauchs aufgebaut werden. Auch die öffentliche Kritik hat 
sich auf jene Elemente zu besinnen. Die Fragen der Preisbildung 
sind äußerst schwierig, und die Mehrzahl selbst der Gebildeten hat 
sich mit dem Mechanismus, der im Frieden ganz geräuschlos arbeitete, 
zu wenig beschäftigt. Gegensätze der Interessen machen sich geltend, 
und der Parteien Gunst und Haß verwirren. So hat die Erörterung 
oft eine unerfreuliche Bitterkeit angenommen, und es erscheint nötig, 
die Grundfragen einmal ruhig durchzudenken, um Klarheit zu 
gewinnen. 
Die Frage der Preisbildung ist eine Machtfrage. Auf 
der einen Seite steht die Zahl der Verkäufer, der Vorrat, den 
sie besitzen, und die Wertschätzung dieses Vorrats, die nach unten 
durch die entstandenen Kosten und den notwendigen Gewinnzuschlag 
begrenzt ist. Weiterhin ist maßgebend die ganze wirtschaftliche Lage, 
die den Verkäufer zum schnellen Verkaufe zwingen, aber ihm auch 
die Möglichkeit geben kann, zu warten. Endlich macht sich die Wert 
schätzung des Geldes geltend, nicht nur die Höhe der Summe, sondern
	        
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