Volltext: Produktionszwang und Produktionsförderung in der Landwirtschaft [Heft 5]

Ziele der staatlichen Politik, der Unabhängigkeit unseres Daseins 
als Volk. Diese Auffassung ist keineswegs erst während des Krieges 
lebendig geworden. Wenn das deutsche Volk durch Jahrzehnte die 
Last der Schutzzölle auf sich genommen hat, weil ohne diese die Land 
wirtschaft Deutschlands dem ranbbaumäßig wirtschaftenden über 
seeischen Wettbewerb erlegen wäre, so geschah dies in der Absicht, 
auch für den Fall des Krieges wie für den überseeischer Mißernten 
die deutsche Nahrungsinittelerzeugung leistungsfähig zu erhalten. 
Jetzt im Kriege ist die Zeit gekommen, wo die Zinsen dieses in den 
Schutzzöllen angelegten Kapitals fällig werden. Aus dieser Auf 
fassung heraus hat der Deutsche Landwirtschaftsrat jetzt den Land 
wirten zugerufen: „In noch weit höherem Maße als je zuvor ist 
es heute unsere vaterländische Pflicht, unsere ganze Kraft freudig in 
den Dienst der Erzeugung von Lebensmitteln für unser Volk zu 
stellen". 
Eine solche moralische Produktionspflicht wird im „vater 
ländischen Hilfsdienst" zur gesetzlichen Verpflichtung; die Produktion 
kann erzwungen werden. Niemand wird die Berechtigung eines 
Zwanges etwaigen Säumigen gegenüber bestreiten wollen oder 
können. Wohl aber muß die Frage aufgeworfen werden, was denn 
der Inhalt dieser gegebenenfalls zu erzwin 
genden P f l i ch t l e i st u n g ist. 
Fassen wir auch das Wort im allgemeinsten Sinne, so wären 
doch drei Auslegungen möglich. Es könnte zunächst an einen 
Zwang zur Betätigung gedacht sein, im Sinne des „vaterländischen 
Hilfsdienstes". Wir können in diesem Falle von Arbeits 
zwang sprechen. Gehen wir nicht vom Menschen, sondern von 
dem hauptsächlichsten Mittel der landwirtschaftlichen Produktion, 
dem Boden, ans, so wäre die Forderung denkbar, daß aller überhaupt 
der Bebauung fähige Boden innerhalb der Machtgrenzen des Reichs 
bebaut werde; dies wäre als Anbauzwang zu bezeichnen. 
Endlich aber ist auch eine Einstellung möglich, wonach weder Her 
steller noch Herstellungsmittel Gegenstand "der Zielsetzung sind, viel- 
mehr das landwirtschaftliche Erzeugnis selbst, das in bestimmter 
Menge hervorzubringen dem Landwirt auferlegt würde. Diese letzte 
Forderung ist der „P r o d u k t i o n s z w a n g" im eigentlichen 
Sinne; erst seine Durchführung, wenn sie möglich wäre, würde das 
gewünschte Ergebnis, die hinreichende Menge von Nahrungsmitteln, 
sichern. Um noch klarer zu machen, worum es sich handelt, sei die 
Wortfassung wiedergegeben, die diese Forderung durch einen ihrer 
Verfechter erfahren hat: „Notwendig ist nun zunächst, daß man sich
	        
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