Volltext: Städtische Wohnungspolitik [21/22]

den Krieg unterblieben. Die Ergebnisse sind im allgemeinen 
zufriedenstellend und wenn heute in Wien keine unmittelbare 
Kleinwohnungsnot besteht, so ist dies ausschließlich der Bau¬ 
tätigkeit der Gemeinde zu verdanken. Im vorliegenden Falle 
kann auch mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, 
daß durch die Bausührungen der städtischen Unternehmungen 
eine private Tätigkeit nicht beeinträchtigt war, denn diese Bau- 
führungen fielen in eine Zeit, in welcher bekanntlich Hypo¬ 
thekardarlehen fast gar nicht und am wenigsten für Klein¬ 
wohnungsbauten zu erhalten waren und infolgedessen die 
private Initiative völlig lahmgelegt war. Sowie die Gemeinde 
sich um die Herstellung neuer Wohnungen bemühte, hat sie 
auch die Förderung einer Wohnungsergänzung sich zur 
Ausgabe gemacht, deren Bedeutung uns erst durch den Krieg 
klar wurde. 
Wohnungsergäryungen: Schrebergärten. 
Ich meine die Schrebergärten, die wir im Kriege nur im 
Zusammenhange mit der Approvisionierung zu betrachten 
gewohnt waren. Nun ist es sicher richtig, daß diese Schreber- 
oder Arbeitergärten gleich den Kriegsgemüsegärten außeror¬ 
dentliche Dienste für die Ernährung der ärmeren Volksschichten 
leisten. Ihre Bedeutung geht aber weit darüber hinaus. So 
lange die Städte durch ihre geringe Bewohnerzahl und die 
vielen sie umgebenden freien Flächen mehr oder weniger als 
Gartenstädte gelten konnten — und auch Wien war dies bis 
in dis 70er Jahre — hat man den Mangel eines eigenen Gartens 
bei der Wohnung nicht empfunden. Erst die außerordentliche 
Anhäufung von Millionen Menschen aus der kleinsten Fläche, 
die Errichtung vielgeschoßiger Wohnhäuser, denen die früher 
so ausgedehnten Höfe völlig fehlten; alles dies machte erst 
fühlbar, wie schwerwiegend der Mangel jeder zur Wohnung 
gehörigen freien Fläche namentlich für die Jugend war. So 
stellen die Schrebergärten eine Wohnungsergänzung von großer 
sanitärer und ethischer Bedeutung dar. Sie ermöglichen der 
Familie den Genuß frischer Luft, des Sonnenlichtes in viel 
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