Volltext: Städtische Wohnungspolitik [21/22]

Preissteigerung des Grundes, verkauft sie den Grund und zwar 
zu möglichst günstigem Preise, so wird sie, dank ihrer bevor¬ 
zugten finanziellen und verwaltungsrechtlichen Stellung erst 
recht führend in der Preisbildung sein, veräußert sie den Grund 
aber zu billigen Preisen, so schädigt sie die Gemeindesinanzen, 
ohne daß es deswegen ausgemacht wäre, daß die billigen Boden¬ 
preise auch den künftigen Wohnungsmierern zugute kommen. 
Irr dieser Schwierigkeit bietet das Erbbaurecht den einzigen 
und zugleich vollständig zweckmäßigen Ausweg, der es allein 
ermöglicht, den Grundbesitz der Gemeinde der Wohnungs- 
Politik dienstbar zu machen, ohne ihn zu veräußern. Die Gemeinde 
Wien hat vor dem Kriege einen Bauzins von 2 bis 3% eines 
normalen Grundpreises eingehoben und die Baurechte in der 
Regel auf 70 Jahre verliehen. Der ermäßigte Bauzins von 
2%% wurde dort gewährt, wo es sich um kleine Häuser mit 
Kleinwohnungen handelt, eine Bausorm, welche bekanntlich 
das Ideal aller Wohnungsreformer darstellt, in der Großstadt 
aber bekanntlich sehr schwer wirtschaftlich zu gestalten ist. Der 
Erfolg ist ein völlig zufriedenstellender und es ist nur zu be¬ 
dauern, daß nicht der Gemeinde Wien noch weit mehr Grund¬ 
stücke zu diesem Zwecke zur Verfügung stehen. 
Beispiele für Erbbaurecht: 
1. Kleinhaus. 
Fch werde an einigen Beispielen die verschiedene Anwen¬ 
dung des Baurechtes am besten deutlich machen. Zunächst 
den vorerwähnten Fall des Kleinhauses. In Baumgarten 
oder Pötzleinsdorf werden Parzellen mit einem Bodenwerte 
von rund 10 000 K zu einem Bauzinse von 250—300 K jährlich 
abgegeben, der Bauberechtigte kann mit einem Betrage von 
20 000 K ein Einfamilienhaus, bei recht guter Ausstattung mit 
30—40 000 K ein Zwei- und Dreifamilienhaus herstellen. 
Die aus diese Weise geschaffenen Objekte haben sich durchwegs 
als rentabel erwiesen. Für die Finanzierung dieser kleinen 
Bauten ist das Baurecht besonders dann wichtig, wenn, wie 
dies vor dem Kriege geschah, der normale Kredit ganz versagt. 
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