Volltext: Die katholische Lehrgesellschaft (Societas Catholica instructiva)

lassen. Die wirkliche Berufung durch Gottes Stimme meldet sich aber 
in dem Menschen dadurch an, daß er in sich den Antrieb und die 
Neigung hat, in ein Kloster zu gehen, daß er bei fortgesetztem Gebet 
diesen Antrieb in sich behält und bei genauer Prüfung seiner körperlichen 
und geistigen Anlagen und Kräfte nach Berathung mit einem frommen 
Beichtvater findet, daß er zum Klosterleben befähigt ist. 
Wenn nun der Ruf Gottes in Wirklichkeit an eine Menschenseele 
ergangen ist, wenn also Neigung und Fähigkeit zum Ordensleben 
in einem Menschen drinnen ist, dann soll er diesem Rufe auch folgen. 
Würde er sich weigeru, die Stimme Gottes zu hören, dann könnte das 
wohl zu bedenkende Wort Christi auf ihn angewendet werden: „Wer 
Vater, Mutter, Weib, Bruder, Schwester, Haus, Hof und Felder mehr 
liebt als mick, der ist meiner nicht werth." Der heilige Alphonsns 
von Lignori lehret deßhalb, daß es eine große Gefahr für das ewige 
Heil ist, nicht ins Kloster zu gehen, wenn man sich dazu berufen fühlt, 
ja daß man sogar gewiß eine schwere Sünde verschuldet, wenn man 
sich bewußt und überzeugt ist, daß mau tu den vielen Gefahren des Welt- 
lebens sein ewiges Heil nicht retten kann. 
Wer einmal den Klosterberuf wahrhaftig von Gott empfangen hat, 
der darf sich durch keiue Schwierigkeit abhalten lassen. Wer noch 
Eltern hat, darf und muß sie verlassen, auch wenn sie dadurch in 
einige Noth gerathen würden. Bei großer Noth der Eltern jedoch wäre 
es Schuldigkeit, die Eltern zu ernähren, falls ihnen sonst nicht wohl 
geholfen werden könnte. 
Aber ebenso ist es gefährlich für das Seelenheil und gewiß eine 
schwere Sünde, wenn Jemand ins Kloster gehen wollte, obwohl er über¬ 
zeugt ist, daß er keinen göttlichen Beruf hat. Es ist eine arge 
Täuschung des Teufels und Niemand lasse sich dazu verblenden, ins 
Kloster zu gehen, weil er etwa erwartet, dort bequem leben zu können 
und ein sorgenfreies Dasein zu haben. Die wahren Beweggründe 
müssen übernatürlich sein. Wenn die Furcht vor den Gefahren der Welt 
dich treibt, wenn du durch die Opfer und Beschwerden des Ordenslebens 
deine Sünden abbüßen willst, weitn du die Sehnsucht hast, ein recht voll¬ 
kommenes und heiliges Leben führen zu können, wenn du dem armen, 
keuschen, bis zum Kreuztod gehorsamen Jesus aus die vollkommenste Weise 
nachfolgen möchtest, wenn du dir eine recht schöne Krone im Himmel 
und in deinem Fleischesleben den süßen Gottesfrieden gewinnen willst, 
u. s. w., das find die rechten Beweggründe. Wo einer dieser Beweg¬ 
gründe ist, da säume nicht lange, sonst könnte dir der Teufel durch 
allerlei Einbildungen und Schwierigkeiten deinen Beruf wieder stehlen.
	        
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