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die ödksten Winkel des gebildeten Europa gezählt,wer-
den, doch hat man ein Sprichwort: „wenn einer aus
dem Himmel siele, müsse er nach Hallstadt fallen, weil
man hier alles finde, was der Mensch bedarf." Wirk-
lich hatte Hallstadt vormahls einen Ueberflnß von Fleisch,
Wildbret und Fischen, seit aber, mit Ausnahme. des
Holzes, alle anderen Lebensbedürfnisse aus dem Salz-
kammergute in das übrige Inland ausgeführt werden
dürfen, sind jene Artikel hoch im Preise gestiegen, da
man sie auswärts theurer verkaufen kann. Fische wer-
den selbst bis nach Wien gebracht.
Im Salzkammergute fand ich auch eine Gewohnheit
wieder, die ich schon in verschiedenen Gebirgsgegenden
tras, nähmlich den Gebrauch, die Leute zugleich bey ih-
rem Taufnahmen zu nennen, und diesen dem Zunah-
men nachzusetzen. So z. B. wurde Leopold Pilz, cm
wackerer Schiffmann, der mich nach Ebenste fuhr, Pilz
Pold'l genannt, um ihn von anderen gleichen Rahmens
zu unterscheiden. , ..
Kröpfige und andere Mißgestaltete habe ich weniger
gesehen, als ich nach etlichen Reisebeschreibungen vcr-
mnthete, die meisten tras ich in Hallstadt, wo als Haupt-
Ursache mitwirken mag, daß man Knaben und Mädchen
jchon in einem Alter zum Rudern braucht, wo diese
nicht leichte Arbeit sie heftig anstrengt. Auf einem zwey-
ruderigen Schiffe, in welchem ich von Hallstadt fuhr,
arbeitete an dem einen Ruder ein etwa vierzehnjähriges
Mädchen. Die Halsmuskeln der Kleinen wurden durch
die Arbeit so angespannt, und traten so stark heraus,
daß wahrscheinlich ihr Hals, welcher einen sehr wohl-
gebildeten Kops trug, in Kurzem durch einen oder etliche
Kröpfe verunstaltet werden wird. Außer diesem wirklich
feinen Gesichte habe ich kaum noch zwey oder drey hübsche
unter der gemeinen Volksclasse in Hallstadt gesehen, ob