Volltext: Die Druck- und Verlagsanstalt Jos. Feichtingers Erben (Hans Drouot) in Linz

Seine Druckerei befand sich wahrscheinlich damals schon in dem 1771 mit Nr. 152 
bezeichneten Haus, also an jener Stelle, an der heute die Häuser Nr. 6 und 8 in 
der Domgasse stehen, demnach in unmittelbarster Nähe des damaligen Jesuiten¬ 
kollegiums1). 
Eine alte Linzer Überlieferung behauptet, daß die Jesuiten einstens auch in 
Linz, wo sie im ersten Dezennium des 17. Jahrhunderts ihren Einzug gehalten 
hatten, ebenso wie in anderen Städten, z. B. Wien, Güns, Tyrnau usw., eine Buch¬ 
druckerei betrieben hätten, von der wir allerdings keinerlei Spuren nachweisen 
können2). 
lange Zeit irrigerweise das Jahr 1620 als Gründungsjahr der Druck- und Verlagsanstalt Jos. 
Feichtingers Erben an. Huber schrieb seine Arbeit auf Grund sehr mangelhafter eigener 
Studien und von Auszügen aus dem städtischen und Landes-Archiv, die der Stadtarchivar 
Dr. A. Kerschbaumer für Victor v. Drouot in der allerdings falschen Voraussetzung gemacht 
hatte, daß Kaspar Freyschmid ein Vorgänger Johann Michael Feichtingers gewesen sei. Kersch¬ 
baumer kam schon zur Überzeugung, daß Jakob Mayr der Gründer der zweiten Linzer Offizin 
gewesen und daß „mehr als höchstwahrscheinlich der Vorfahre des Freyschmid Kürner hieß, 
dessen weiterer Vorfahre, Hans Planck, der älteste laut des hiesigen Archivs nachweisbare 
Buchdrucker in Linz war”. Huber, der in seinen Schlüssen selbst sehr unsicher'gewesen zu 
sein scheint, behauptet nun in der ganz falschen Annahme, daß die von Kaspar Freyschmid 
gedruckte lateinische Übersetzung des 1667 in Paris erschienenen Buches „Les Devoires des 
Grandes” schon in diesem Jahre auch in Linz fertiggestellt wurde, daß (Seite 13) „im Jahre 
1667 bereits zwei Buchdruckereien am hiesigen Platze existierten“ und daß (Seite 19) „Kürner 
keinesfalls der Vorgänger Freyschmids gewesen sein kann”. Fälschlicherweise stellte er daher 
den Feichtingerschen Stammbaum (Seite 16). „nach seiner persönlichen Anschauung” als: 
Planck — Kürner — Mayr — Rädlmayr auf. 
Dr. Krackowizer, der die Bescheidprotokolle im Landesarchiv genau hierauf durchsah, stellte 
nun fest, daß die Reihenfolge in der ersten Offizin war: Hans Planck — Crispinus Vovtlender — 
Johann Paltauf — Gregor Kürner — Ulrich Kürner. Ulrich Kürners (gestorben am 13. Mai 1670) 
Witwe Maria Elisabeth Kürner heiratete nun am 27. April 1671 Kaspar Freyschmid, der 
infolgedessen die Kürnersche Offizin erwarb und weiterführte. Sein im Jahre 1688 angelegtes 
Geschäftsbuch ist noch erhalten und trägt die Einzeichnung der Namen aller seiner Nachfolger 
in der Offizin bis zur Übernahme derselben am 1. Januar 1872 durch den Katholischen Preß- 
verein der Diözese Linz. Krackowizer hat ferner nachgewiesen, daß die zweite Buchdruckerei 
in Linz von Hans Jakob Mayr gegründet und auf Rädlmayr übergegangen ist. Da Rädlmayr 
nachweisbar bis nach 1713 druckte; die dritte Linzer Buchdruckerei zweifellos am Anfang 
des 18. Jahrhunderts von Franz Zachaeus Auinger, der (Archiv des früheren Ministeriums des 
Innern) 1701 sein erstes Privilegium auf die „Linzer Zeitung” erhielt, gegründet wurde und 
heute in der Firma Wimmer G. m. b. H. fortlebt; bis zur Gründung der Trattnerschen Filial- 
buchdruckerei in Linz im Jahre 1770 aber nie mehr als drei Buchdruckereien in Linz gleichzeitig- 
tätig waren; so kann es keinem Zweifel unterliegen, zumal dies auch aus den Steuerbüchern 
hervorgeht, daß Johann Michael Feiclitinger der direkte Nachfolger von Johann Rädlmayr 
war. Daraus ergibt sich nun der richtige Stammbaum der Feichtingerschen Offizin wie folgt: 
1674 bis 1683 Johann Jakob Mayr, 
1683 Maria Elisabeth Mayrin, dessen Witwe, 
1683 bis 1721 Johann Rädlmayr, 
1721 bis 1768 Johann Michael Feiclitinger, 
1768 bis 1793 Maria Katharina Feiclitinger, dessen Witwe, 
1793 bis 1815 Josef Feiclitinger, deren Sohn, 
1815 bis 1847 Josefa Feiclitinger, dessen Witwe, 
1847 bis 1897 Victor v. Drouot, deren Schwiegersohn, 
seit 1897 Hans Drouot, dessen Neffe. 
i) Vgl. Linz, einst und jetzt, von den ältesten Zeiten bis auf die neuesten Tage. Von B. 
Piliwein. Linz 1846. — Am 25. Februar 1771 wurde die erste vollständige Häusernumerie- 
rting vorgenommen (1. Band, S. 223). Im 2. Band druckt Piliwein (S. 62—128) diese von 
Josef von Schudet hergestellte Liste ab. 
2) Vgl. Huber 1. c. S. 14. —Auch die fleißige Arbeit von P. Georg Kolb S. J. „Mitteilungen 
über das Wirken der P. P. Jesuiten und der marianischen Kongregationen in Linz während 
des 17. und 18. Jahrhunderts” (Linz, Akad. Preßvereinsdruckerei 1908) erwähnt nichts von 
einer eigenen Druckerei der Jesuiten. — Kolb gibt am Schluß seiner Schrift einen „Überblick 
der Xenia oder Jahresandenken der Kongregationen in Linz vom Jahre 1678 bis 1783”. 
Daraus ist zu ersehen, daß J. J. Mayr und sein Nachfolger Rädlmayr gute Beziehungen zu 
den Jesuiten hatten. Diese Xenien waren kleine Bücher (meist in Sedezformat und noch kleiner) 
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