Volltext: Die Druck- und Verlagsanstalt Jos. Feichtingers Erben (Hans Drouot) in Linz

Verhältnismäßig früh führte er in seiner Offizin die modernen Reproduktions¬ 
verfahren sowie den Drei- und Vierfarbendruck ein, was ihm ebenfalls zahlreiche 
Bestellungen und Anerkennungen sowohl aus den Kreisen der Verleger als des 
Publikums einbrachte. Die Offizin hat mit diesem Verfahren zahlreiche Reklam- 
schriften und Prospekte hergestellt. 
Trotz dieser vielseitigen Inanspruchnahme bildet aber der eigentliche Werksatz 
(medizinische, mathematische und fremdsprachige Werke) das größte Kontingent 
der Arbeiten. Die Offizin wird hierin von einer Reihe inländischer Verleger be¬ 
schäftigt, wie z. B. von der Hölder-Pichler-Tempsky A. G., von Franz Deuticke, 
Wilhelm Braumüller, Jos. Löwy in Wien und Vinzenz Fink, M. Quirein, F. J. Eben- 
höch (Heinrich Korb) in Linz usw. 
Auch die hervorragendsten Körperschaften und Institute des Landes gehören 
zu den treuesten Kunden der Firma. 
Seit dem Jahre 1880 werden alle größeren Publikationen, die aus der Feich- 
tingerschen Offizin hervorgehen, in ein vom jetzigen Firmainhaber gegründetes, 
wohlgeordnetes Archiv hinterlegt. Es umfaßt derzeit nahezu 6000 Nummern; 
hierzu kommt noch eine stattliche Sammlung von Drucken der Vorgänger Drouots, 
die der jetzige Inhaber der Firma nach und nach gesammelt oder angekauft hat. 
Nach Überlieferungen sind bei dem großen Brand im Jahre 1800 die frühere 
Bibliothek und das Archiv vollständig vernichtet worden. 
Die Buchdruckerei ist heute noch, wie schon am Anfang des vorigen Jahr¬ 
hunderts, im rückwärtigen Teil des Hauses, am Ende des langgestreckten, säulen¬ 
besetzten Hofes untergebracht, die aber natürlich im Laufe der Zeit und insbesondere 
unter dem dermaligen Besitzer wiederholt umgestaltet, ausgebaut und den je¬ 
weiligen modernen Bedürfnissen, hauptsächlich in maschineller Hinsicht, an gepaßt 
wurden. Sie ist für den Werksatz mit reichhaltigem Lettern- und Satzmaterial 
sowie mit Typograph-Setzmaschinen eingerichtet. In drei Maschinenräumen sind 
acht Schnellpressen, vier Tiegeldruck- und drei Handpressen untergebracht. Eine 
vollkommen eingerichtete Stereotypie und die mit allen erforderlichen Hilfs¬ 
maschinen versehene Buchbinderei vervollständigen die Druckereieinrichtung. 
In der Arbeiterschaft des Hauses lebt heute noch, man möchte sagen, ein 
patriarchalischer Geist, was am besten aus der langen Reihe jener Beschäftigten 
hervorgeht, die auch zu Zeiten des jetzigen Besitzers vieljährige Jubiläen feiern 
konnten. 
Während des Weltkrieges stellten der Besitzer und seine Gattin, Frau Amalie 
Drouot (geborene Woditzka), sich in besonderem Maße in den Dienst der Ver¬ 
wundetenfürsorge, zumal Hans Drouot, wie erwähnt, seit vielen Jahren schon in 
der Leitung des LandeshilfsVereines vom Roten Kreuz tätig war. Er widmete sich 
ehrenamtlich vom August 1914 bis Mitte Februar 1919 der Verwaltung des Offiziers¬ 
spitals vom Roten Kreuz in Linz. Frau Drouot betätigte sich während der ganzen 
Kriegszeit als Ausschußmitglied des Frauenhilfsvereines vom Roten Kreuz mit 
anerkannter Aufopferung im Verwundetenspital der Bamherzigen Schwestern in 
Linz. Hans Drouot und seine Gattin standen aber noch außerdem an der Spitze 
vieler humanitärer Bestrebungen jener Zeit. 
Obwohl ein großer Teil des Personals schon im August 1914 einrücken mußte, 
hielt die Feiclitingersche Druck- und Verlagsanstalt trotzdem wacker durch. Dies 
ist um so anerkennenswerter, als bei Beginn des Krieges ihr fast alle Aufträge 
sistiert worden waren, später häufig zur Kurzarbeit, dann aber auch zur Ein¬ 
stellung von Kriegsgefangenen und Kommandierten geschritten werden mußte. 
Der Krieg hat in die Reihe der Angestellten leider große Lücken gerissen. 
Von den 44 in verschiedenen Perioden eingerückten Mitarbeitern fielen 12 dem 
Vaterlande zum Opfer. 
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