Volltext: Das Wirken des Prämonstratenserstiftes Schlägl im letzten Jahrhunderte (1818 - 1918)

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die durch seine Lage vorgezeigte, sichere und nachhaltige Quelle seines wirtschaft 
lichen Wohlstandes gefunden. Das Jahr 1874 war jenes, welches durch den 
ersten Fernverkauf diesen wirtschaftlichen Aufschwung einleitete, die Firma „Ge 
brüder Lederer" in Prag war jene Firma, welche als erste durch diesen Kauf 
das abgelegene Waldgebiet des Stiftes dem Welthandel erschloß. Das nach 
Böhmen verkaufte Nutzholz ging mittels Schlitten zur Moldau und wurde auf 
der Moldau und Elbe in Prahmen geflößt, uni als Bau- und Schiffsholz in Deutsch 
land verarbeitet zu werden. In neuerer Zeit geht ein großer Teil auch nach 
Bayern (Blochholz), nur ein unbedeutender Teil findet in Oberösterreich Ver 
arbeitung. Natürlich kam der Forstwirtschaft des Stiftes auch der Bau jener 
Bahnen zugute, die in den Böhmerwald führen. 
Selbstverständlich trat gegenüber der Nutzholzerzeugung die Brennholz 
erzeugung mehr und mehr in den Hintergrund. Die Zeiten sind Wohl für immer 
vorbei, wo man die schönsten Stämme in Scheiter spaltete, wo man sozusagen 
die größten Waldstrecken nur für den Zimmerofen niederlegte. Die Brennholz 
schwemme wurde noch betrieben, aber der Vertrag mit dem Fürsten 1862 geändert, 
so daß von diesem Jahre an der Fürst die stiftliche Schwemme wieder in seine 
Regie nahm. Dem Stifte war die eigene Regie zu teuer gekommen. Ein Heer 
von Arbeitern mußte auf der langen Schwemmstrecke bis Neuhaus gedungen 
werden, bedeutende Beträge für Wehr- und Steigvergütungen abgegeben werden, 
um die zahlreichen Mühlen- und Grundbesitzer an der Mühl zufrieden zu stellen. 
Nicht selten verunglückte auch eine Trift. So brachen 1834 wegen Hochwassers 
die Rechen bei Neuhaus und ein beträchtlicher Teil der Scheiter kam in die Donau; 
1859 konnte erst im September geschwemmt werden, weil das Jahr sehr trocken 
gewesen war, und die Trift fand mit Mühe und Not erst um Allerheiligen ihr 
Ende. Kostspielig war auch die Räumung der Schwemmwässer. So ließ Abt 
Dominik um 1865 im Mühlbette bei Neudorf, Winkel, bei der Knoll- und Furt 
mühle die großen Steinblöcks anbohren und nnt Pulver sprengen, um die Trift 
zu erleichtern. Hinderlich war auch der Vertragspunkt, daß das Stift erst nach 
dem Fürsten schwemmen durfte. Das günstige Schwemmwasser hielt oft nicht 
lange an und wenn das Stift mit seiner Schwemme beginnen wollte, war das 
starke Frühlingswasser verronnen. Daher klagte man in den fünfziger Jähren, 
daß die Regie die Hälfte der Einnahmen verschlinge. So überließ man 1862 
dem Fürsten wieder das Holz im Walde zur eigenen Regie, doch der Vertrag konnte 
jedes Jahr gekündigt werden. 1890 aber löste man überhaupt den Vertrag mit 
dem Fürsten, probierte es noch einmal selbständig und machte dann gänzlich Schluß 
mit der Neuhauser Schwemme, welchen: Beispiele aus ähnlichen Gründen bald 
auch der Fürst folgte. Jetzt sind in Untermühl, wo ein so reges Leben herrschte, 
so zahlreiches Volk deutscher und czechischer Nation zusammenströmte, die Holz 
plätze verkauft, die Kanäle verschilft, die Schwemmanlagen und Unterkunfts 
häuser (sogenannte „Böhmkucheln") verfallen; nur das 1826 gekaufte Häuschen 
in Partenstein ist noch im Stiftsbesitze.
	        
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