Volltext: Das Wirken des Prämonstratenserstiftes Schlägl im letzten Jahrhunderte (1818 - 1918)

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Seit dem Inkrafttreten des neuen Schulgesetzes steht das Stift als solches 
in keinem obrigkeitlichen Verhältnisse mehr zu den Schulen auf seinen Pfarreien. 
Es legte das Schulpatronat zurück und wurde seiner Schullasten ledig. Es hatte 
nur mehr für die Erhaltung der Stiftsschnle zu sorgen. Diese war bis 1871 
zweitklassig, 1871 bis 1888 einklassig, 1888 bis 1891 wieder zweiklassig, seither 
ist sie dreiklassig. Sie erhielt 1891 das Oeffentlichkeitsrecht. Bis 1894 war sie 
im Offizialengang neben dem Forstamte untergebracht, seither befindet sie sich 
an der Nordostecke des Stiftes, wo der nötige Raum durch llebertragung der 
Apotheke nach Aigen frei wurde. An ihr wirken unter einem weltlichen Schul 
leiter zwei Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul. Alle Lehrkräfte sind staat 
lich geprüft. Die Schüler genießen zu 90^, Lehrmittelfreiheit, erhalten jeden 
Tag Schulsuppe, bei der jährlichen Weihnachtsbescherung Wäsche, Kleidung 
und Schuhe und bei dem jährlichen Aussluge nach St. Wolfgang in derNorberti- 
Oktav eine Jause. Die jährlichen Auslagen des Stiftes für seine Privatschule 
beliefen sich vor dem Kriege auf ungefähr 9000 lv, worin die Beistellung des 
Schulgebäudes, der Wohnung der Lehrpersonen, der Beheizung und Beleuchtung 
nicht eingerechnet sind. Die Schule kommt fast der ganzen Gemeinde Schlägl, 
einigen Häusern von Aigen und den: Dorfe Reit, Gemeinde Berg, zugute. 
Das letzte Jahrhundert hat der Volksschule eine Art Vorschule gegeben 
in der Kinderbewahranstalt. Auch auf den größeren Stiftspfarren entstanden 
in den letzten Jahrzehnten solche Anstalten, verbunden mit Industrieschulen für 
die größeren Schülerinnen. Den Anfang machte Haslach, wo 1885, angeregt 
durch den damaligen Kooperator Johannes Winkler, ein Verein zur Gründung 
einer Kleinkinderbewähranstalt entstand, welcher auch wirklich eine solche Anstalt 
ins Leben ries. Dann folgte 1890 Rohrbach, wo Frauen des Marktes die Anregung 
gaben. Friedberg bereitet sich zu einer solchen Schöpfung vor durch den ent 
sprechenden Verein, gegründet vom dortigen Pfarrer Hermann Josef Voraberger. 
In allen Fällen waren es Stiftsmitglieder, welche die Idee verbreiteten, bei 
der Gründung halfen, Mitglieder sammelten und den Schwestern an die Hand 
gingen. Das Stift selbst unterstützte Haslach und Friedberg auch materiell. Noch 
größeren Anteil hat das Stift an der Gründung und Erhaltung der beiden Anstalten 
in Aigen und Schlägl. Das Aigener Anstaltsgebäude Nr. 106 ist ein Geschenk 
der Bürgersfrau Anna Milabersky, letztwillig zu diesem edlen Zwecke bestimmt; 
sie verband damit auch eine Stiftung, als deren Exekutor sie Abt Norbert bestellte. 
Am 2. Juli 1888 kamen drei Barmherzige Schwestern vom heiligen Vinzenz von 
Paul in dieses Hans, welches vorher vergrößert und adaptiert worden war. Am 
18. August desselben Jahres wurde die Anstalt säurt Industrieschule durch den 
Abt feierlich eingeweiht. Das Gebäude diente zunächst als Schule und Wohnung 
zugleich, aber nur bis zum Herbst desselben Jahres. Dann übersiedelten die 
Schwestern in jenes Gebäude, welches für die Schlägler Anstalt bestimmt worden 
war, das sogenannte Hofrichterstöckl bei der Maria-Anger Kirche, welches bisher 
dem jeweiligen Bezirksrichter als Wohnung gedient hatte. Dort wohnen nun
	        
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