Volltext: Das Wirken des Prämonstratenserstiftes Schlägl im letzten Jahrhunderte (1818 - 1918)

in gesegnetem Andenken beim Volke, obwohl die Erde sie längst deckt und fast 
niemand mehr lebt, der sie persönlich gekannt hätte, z. B. Pfarrer Norbert Ruezinger 
in Rohrbach, Michael Hofer in St. Oswald, Friedrich Niedermayer in Haslach, 
Prior Hermann Fuchs, Kämmerer Gustav Bergmeister und besonders der Apostel 
von Ulrichsberg, Ludolf Zimmermann. Dieser berief oft fremde Prediger, hob 
die Marienverehrnng durch Einführung und Drucklegung von Marienliedern, 
gründete 1852 eine noch jetzt bestehende Mädchenkongregation, verschaffte seiner 
Kirche ein vielgerühmtes heiliges Grab und viele Paramente und eilte seiner 
Zeit weit voraus, indem er den Gläubigen jeden Sonntag, ja jeden Wochentag 
Gelegenheit bot, die Sakramente zu empfangen. Besonders segensreich und nach 
haltig wirkte er für seine Pfarrei und für die ganze Umgebung durch Abhaltung 
der ersten Mission in der hiesigen Gegend (1856). Aus eurer Entfernung von 
fünf bis sechs Gehstunden kamen Leute nach Ulrichsberg, schon um 1 Uhr nachts 
stellten sie sich bei den Beichtstühlen an, den Eingescharrten mußten Zettel einge 
händigt werden, damit sie sicher an die Reihe kamen und nicht von den Frenrden ver 
drängt wurden. Die Mission wirkte besonders auf die Abstellung von Feindschaften- 
und Raufereien ein und zählte nach dem Urteile der Missionäre (Jesuiten) selbst zu 
den gesegnetsten; Wiener, Grazer und belgische Blätter nahmen von ihr Notiz. 
Allmählich kam aber eine neue Zeit, die den Seelsorger vor neue Auf 
gaben stellte. Das neue Verhältnis zwischen Staat und Kirche, neue Gesetze 
über Schule und Ehe, das neue Wirtschaftssystem des Liberalismus, die 
neue, oft gegnerische Presse hatten diesen Umschwung herbeigeführt. 
Die alten Pfarrer waren verblüfft, konnten es nicht glauben und sich nur 
schwer hineinfinden, doch die jungen Herren paßten sich den geänderten Ver 
hältnissen schnell an und begannen gewandt und tatkräftig eine neue, zeitgemäße 
Art der Seelsorge. Sie sammelten die guten Elenrente in christlichen Vereinen, 
ließen fremde Redner kommen, sorgten für gute Lektüre durch Gründung von 
Volksbibliotheken, traten der gegnerischen Presse durch christliche Zeitungen 
entgegen und griffen selbst zur Feder. Sie predigten häufiger, als es früher 
Brauch, war und hoben den Sakramentenempfang zu ungeahnter Höhe. So 
war eine moderne Seelsorge entstanden, Wohl nicht mehr so gemütlich 
und friedlich wie früher, aber tiefer, frischer und vielseitiger. 
Wenn sich auch das seelsorgliche Wirken nicht mit Zahlen messen läßt, 
dürften doch einige Daten wenigstens ein schwaches Bild von dem gegenwärtigen 
Stande der Seelsorge auf den Stiftspfarreien geben. 
Zähl der inkorporierten Pfarreien 9, davon 2 in der Diözese Budweis, 
„ „ Benefizien 3, 
„ „ Kirchen 12, 
„ „ Kapellen mit Meßlizenz 6, 
„ „ Eingescharrten ungefähr 21.500, 
„ „ Schulen 15 mit 53 Klassen, 
„ „ jährlichen Kommunionen 155.860 (Jahr 1917).
	        
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