Volltext: Briefe

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Atem vor mir lag. - Draußen in der Küche saß die Franzi und 
weinte in einem fort um Dich und sagte, daß ihr gar so leid sei, 
daß sie Dich so oft beleidigt habe; - mir wurde so weh, daß 
ich die Tränen nicht zurückhalten konnte, da ich mir dachte, wie 
es Dich kränken wird, daß das arme, unschuldige Tier gerade 
an Deinem Abreisetage sterben mußte. Er blieb recht lange 
warm, die Augen machte er zu, als ob er schliefe, und auch die 
Füßchen hatte er so gelegt, wie er gewöhnlich tat, wenn er 
recht behaglich ruhen wollte. Ich legte ihn auf sein Bettchen 
und deckte ihn mit einem weißen Tuche zu. So blieb er die ganze 
Nacht. Ich hatte wenig Schlaf, denn die Wohnung war mir 
wie ausgestorben; in Deinem Zimmer stand imMondenscheine 
das aufgebettete Bett, und bei meinem Kopfe in seinem Bett 
chen lag der tote Hund; es war mir oft in den Ohren, als rühre 
er sich; da stand ich auf, machte Licht und sah ihn an, aber er 
war schon kalt und begann zu erstarren. Als es Tag wurde, be 
sah ich ihn wieder; er war so schön wie lebend, und es dauerte 
mich das gute, treuherzige Gesichtchen, das er noch immer 
hatte, und - Gott möge mir's verzeihen - ich hatte einen un 
bändigen Schmerz, als wäre ein geliebter Mensch gestorben. 
Ich nahm ihm das Maß und schickte die Franzi um eine Schach 
tel, dann machte ich ihm in dieselbe ein Bettchen, bürstete sein 
Fell ab, daß es glänzte, gab ihm sein Halskettchen um, das er 
im Leben so geliebt hatte, und legte ihn in seinen kleinen Sarg. 
Auch ein Fläschchen legte ich zu ihm, in das ich einen Zettel 
steckte und es dann hermetisch versiegelte. Auf dem Zettel aber 
standen die Worte: „Ich begrub hier am 9. August ein
	        
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