Volltext: Briefe

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schon unsinnig darauf. Von dem, wie Du mir abgingst, kann 
ich Dir keine Silbe sagen, es war entsetzlich einsam in Wien, 
und am allertraurigsten war der hohe Markt, er war der Grö- 
veplatz der Freundschaft, und anfangs gemahnte es mich tau 
sendmal zu Dir zu gehen, Dir dies zu zeigen, jenes zu sagen 
usw. , bis ich mir's wieder vorsagte, er ist ja fort. - Dei 
ne Reiseskizze habe ich mit sehr viel Vergnügen gelesen, lasse ja 
doch bald die Fortsetzung folgen. Schreibe unaussprechlich viel, 
auch von Rom; Du mußt denken, daß ich es nicht, so wie Du, 
täglich vor der Nase habe, sondern daß es zweihundert Meilen 
und dreitausend Jahre von mir und noch mit allerlei Neben 
zauber eingeflort ist: Peterskirche, Frauen, Kapitol, Amphi 
theater usw. Karneval usw. usw. Römer, 
Römerinnen usw. 
Wenn es Dir recht wohl geht, oder wenn Du wehmütig bist, 
so richte Deinen Blick nordwärts und denke über die Alpen an 
Deinen traurigen Freund; der es Dir von ganzer Seele und 
ganzem Herzen ist, und Dir im grammatischen Sinne gerne 
einen Tropfen Herzblut schicken würde, wenn es überhaupt 
möglich wäre. Lebe wohl und schreibe mir recht bald wieder, 
denkend, daß es warme Sonne in tiefen Herbsttagen ist. 
Ich werde Dir ebenso gewissenhaft antworten. 
Lebe wohl und tausendmal wohl.
	        
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