Volltext: Briefe

tief weh getan, jedoch ich weiß mich ohne Fehl - und hoffe mich 
vor Dir gerechtfertiget zu haben. Und nun, Fanny, wiederhole 
ich meine Frage des vorigen Briefes. Ich bitte Dich, weiche 
mir nicht aus, fag es mir geradezu - ich kann und will nicht 
länger Ln diesen! Zwitterverhältnis zwischen Freundschaft und 
Liebe schweben - Mag die Antwort sein, wie sie wolle, einmal 
muß es entschieden werden - nur zweifle nicht mehr an meiner 
Liebe und Aufrichtigkeit - fürwahr mit keinem Mädchen bin 
fich^j so redlich umgegangen. Schreibe mir recht recht 
bald. Der Nanni alles Schöne. 
Stifter 
An Franziska Greipl 
Wien, i. Oktober 1629 
Meine herzinnigftgeliebte Freundin! 
Die schlechte, stinkende Luft, der Lärmen, und vor allem mein 
Herzweh sagen mir, daß ich in Wien bin. Gestern abends, d. i. 
Mittwoch, am 30. September, kamen wir bei noch scheinender 
Sonne in Nußdorf an, und es ist heute mein einziges tröst 
liches Geschäft, diese Zeilen an Dich zu schreiben. O Fanny! in 
meinem ganzen Leben habe ich noch keinen so innigen Schmerz 
gefühlt, als der war, mit dem ich am Montage morgens vor 
Deinem Bette stand und Abschied nahm. Mir war, als müßte 
ich von allem, was die Erde nur immer Liebes und Freundliches 
für mich hat, auf immer scheiden, als stände mir ein unglücks 
volles Jahr bevor. In den Mantel gehüllt, ging ich, ohne mit
	        
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