Volltext: Briefe

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kann, so ist doch auch ein anderes Band, das älter ist, das sanf 
ter ist, das, wenn es sich löst, nie erseht werden kann, und das, 
wie es auch getrübt oder bedroht werden kann, nie ganz zu 
schwinden vermag: das Band der gleichen Abstammung von 
geliebten Eltern, das Band der Geschwisterliebe. Nimm mei 
nen, Deines ältesten Bruders, Wunsch zu Deinem Namens 
feste. Möge Gottes Güte, welche Heilung in die Zeit legte, 
Deinen Schmerz lindern, möge Dein Sohn zu Gutem und 
Rechtschaffenem heranwachsen, mögest Du die Jahre, die Dir 
noch bevorstehen. Ln Ergebung und getröstet durch Erfüllung 
der Pflichten hinbringen, bis einmal wieder die Stunde der 
Vereinigung schlägt, welche dann frei von allen Erdenschwä 
chen in Schönheit und Herrlichkeit fortdauert und ein Ende 
nicht zu fürchten hat. Den Dingen gegenüber, von denen ich 
gesprochen habe, sind alle irdischen Vorteile oder Nachteile, 
Glück oder Unglück, nichts; ich rede daher nicht davon. 
Denke einmal an dem Tage Deines Namens an mich zu mei 
nem Walde heraus. Denke aber stets, daß ich nie aufhören 
werde zu sein Dein aufrichtig gesinnter Bruder 
Adalbert Stifter 
An Amalia Stifter 
Lakerhäuser, i4- Juni 1866 
Meine innigst geliebte teuerste Gattin ! 
Denke nur, was Du mir für ein heidnisches Geld kostest. 
Wenn ich mit all den Buchstaben, die ich an Dich auf das Pa 
pier trage, andere Dinge schriebe und drucken ließe, wie viele
	        
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