Volltext: Briefe

derliche so vieler sogenannter Chrestomathien. Ich erinnere 
mich mit Schauer aus die meiner Studienzeit, die nicht einmal 
schlecht war. Doch hatte sie den Philotas von Lessing, Verherr 
lichung des Selbstmordes. Vielleicht könnte das Buch, als zu 
lässig erklärt, von manchem Lehrer gewählt, Gutes stiften. 
Im Waldlande ist feierliche Stille um mich. Doch drin 
gen Zeitungen und Kriegsgerüchte herein. In Bayern fand ich 
bei Menschen, mit denen ich auf der Reise in Berührung kam, 
Erbitterung gegen Preußen. Gott segne unser edles Öster 
reich und gebe ihm gute und entsprechende Leiter. Jetzt wird 
wohl doch Krieg, und vielleicht ist es besser. Mein Herz leidet 
manches für unser Land. Im italienischen Kriege konnte ich ein 
Scherslein beitragen; jetzt kann ich es nicht 
An Anton Stifter 
Lakerhäuser, 10. Juni 1666 
Lieber Bruder! 
Du erhältst Heuer zu Deinem Namensfeste einen Glück 
wunsch weniger, als Du in einer Reihe von Jahren erhalten 
hast, einen Glückwunsch, der Dir von dem Nächsten kam, das 
der Mensch auf Erden hat, von der Gattin. Der Ratschluß des 
Himmels hat das Band für das irdische Leben gelöst. Der Rat 
schluß des Himmels ist unerforschlich; aber er ist immer weise 
und immer gütig, wenn er auch das Erdenherz schmerzlich trifft. 
Ist das Band der Ehe das festeste und eingreifendste des Lebens, 
ist sein Reißen das Fürchterlichste, was einen Menschen treffen 
Z61
	        
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