Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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geisterung, ich fühle mich gekränkt, und die Sache wird mir 
fremder. Ja, wenn das Drängen eine bestimmte Höhe erreicht, 
könnte ich an einer Arbeit erhungern, ohne sie vollenden zu 
können. Nun ist allerdings zuzugestehen und spricht sehr für 
Dich, daß sich der Witiko so verzog, wie es nicht vorauszusehen 
war, und wie Du es durchaus nicht erwarten konntest. Und hier 
habe ich den großen Fehler begangen, daß ich, in der Arbeit 
mit der Sache befangen, von Stück zu Stück weiter in ihr fort 
gerissen, fast das Zeitmaß verlor und im Bewußtsein, wie alles 
gut und gedeihlich zu Ende und in Ordnung geführt werden 
würde, nicht ahnte, daß Du das nicht wissest, und daß Du un 
ruhig zu werden beginnen müssest. Ich lebte, bewußtlos äußerer 
Verhältnisse, in unsererLiebefort; es mußte mir bewußtlos ge 
wesen sein. Du seiest ich, ich Du; alles sei klar und Du seiest, 
wie ich wäre, wenn die Sache zwischen uns umgekehrt wäre. 
Ich muß ferner zugeben, daß ich in Äußerem Fehler gemacht 
habe; allein ich las dieser Tage im Wilhelm Meister, den ich 
mir mitgenommen hatte: „Er (W.M.) erkundigte sich nach 
seinem Vermögen, und es schien ihm nunmehr sonderbar, daß 
er sich so lange darum nicht bekümmert hatte. Er wußte nicht, 
daß es die Art aller Menschen sei, denen an ihrer innern Bil 
dung viel gelegen ist, daß sie die äußeren Verhältnisse ganz und 
gar vernachlässigen." Mir stürzten in meiner jetzigen Weich 
heit die Tränen in die Augen, und ich sagte zu meiner Gattin: 
„Hier steht meine Lebensgeschichte." Ich habe in einem Briefe 
an Dich schon gesagt, daß ich diesen Fehler bezüglich äußerer 
Lebensdinge einsehe, und daß er nicht mehr vorkommen soll.