Volltext: Briefe

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zeit offen, redlich und wahr. Ich hätte Dir unendlich viel zu 
sagen, was man alles einem Briefe nicht einschalten kann. 
Schreibe ja gewiß, ich bitte Dich herzlich darum. 
An Franziska Greipl 
Wien, 3. Februar 1829 
Teuerste Freundin! 
Ich bin so eitel, mir einzubilden, daß Du schon recht ungehal 
ten fein wirft, weil Dein freundliches Zuschreiben so lange keine 
Antwort erhalten hat. In der Voraussetzung also, daß Dir 
meine Antwort und aber auch mein Stillschweigen nicht gleich 
gültig fei, entschuldige ich mein langes Schweigen damit, daß 
ich wirklich keine Minute Zeit mir abnötigen konnte, indem ich, 
da der Hofmeister des Grafen Colloredo krank war, die ganzen 
Geschäfte desselben zu besorgen hatte, so daß ich um halbacht 
Uhr in der Frühe fortging, und Halbneun Uhr abends nach 
Haufe kam, und dies täglich, solange der Hofmeister krank war. 
Es ist dies zwar eine abgenützte Entschuldigung, die des Zeit 
mangels, aber ich denke. Du wirft Deinem Freunde das Zu 
trauen schenken, daß er Dich nicht hintergehen will. 
Dem Schreiben, das Du so ungerechterweife ein Gekritzel nen 
nest, hat mich im höchsten Grade entzückt, da es mich doch 
einigermaßen überzeugte, daß meine Freundschaft und Dein 
Wohlwollen gegen mich doch nicht jenen flüchtigen Charakter 
hat, der der Zuneigung eigen ist, die man gewöhnlich einem 
guten Bekannten, mit dem man sich einige Zeit hindurch gut
	        
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