Volltext: Briefe

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genommenen Kindern. Andrerseits sind die Briefe an die Gat 
tin erfüllt von manchen heiteren Einzelheiten und zeigen ge 
legentlich einen prächtigen, echten Humor, den wir aus dem 
Bilde des Waldsteig-Dichters nicht wegdenken können, wie 
auch die öfter durchscheinende mundartliche Färbung den Brie 
fen ihr besonderes Gepräge gibt. Dagegen vermittelt unsere 
Auswahl nur Eine kleine Vorstellung davon, wie häufig seine 
Briefe mit ausführlichen Bildbeschreibungen gefüllt sind, die 
unserm Empfinden ferner gerückt sind, so sehr sie Stifters le 
benslängliche Bemühungen um Landschaftsmalerei kennzeich 
nen und seine lebhafte, uneigennützige Teilnahme am Schaffen 
anderer Künstler bezeugen. Über die vielen, größeren und klei 
neren, heiteren und tiefernsten Vorkommnisse des täglichen 
Lebens hinweg, die nur den angedeuteten Hintergrund zum 
Werden des Werks bilden, sollte der Mensch und Künstler in 
diesen Briefen wieder erstehen. 
Es ist ergreifend zu sehen, wie Stifter kurz vor dem Ende zur 
Feder greift und sich ausführlich in Jugenderinnerungen er 
geht, mit einer Genauigkeit und Farbigkeit festgehalten wie 
kaum je zuvor - sein Leben wurzelte in der Heimat des deut 
schen Böhmerwaldes, seine letzten Gedanken weilen in ihr, so 
lange sie klar sind. Und noch eines: es wird uns berichtet, 
Stifter habe als Student auf der höchsten Höhe des Stefans 
turmes zu Wien mit geliebten Jugendgefährten zusammen an 
dem Erinnerungstage der Befreiungsschlacht bei Leipzig das 
Wohl des deutschen Vaterlandes getrunken und die Gläser in 
die Zacken des Turmes geschleudert, damit sie nach einem sol
	        
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