Volltext: Briefe

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meine innerste Seele erschütterte, war, daß ich sah, daß er das 
Bild mit solcher Liebe und mit solcher Innigkeit gemalt hat. 
Ich weiß keinen bessern Dank für diese Annäherung seines 
Geistes an den meinen, als daß ich, wenn dieses Bild in mei 
nem Zimmer hängt, nie mehr imstande bin, in meinen Dich 
tungen zum Gemeinen oder Wertlosen herabzusinken. Das 
Bild ist das Erzeugnis des feurigsten Genius. Es ist so tief, so 
voll, so warm und so kräftig in der Farbe, daß es nur in dieser 
Hinsicht mit Rottmann verglichen werden kann, in jeder andern 
aber einzig dasteht. Der Kopf ist von höchster Vollendung, die 
ganze Gestalt lebt und fühlt. Die Landschaft ist wahrscheinlich 
eine Studie nach der Natur, und sie hat mich mächtig ergrif 
fen. Ich freue mich darauf, wenn wir einmal miteinander das 
Bild betrachten und darüber werden reden können. Das zweite 
Ereignis besteht darin, daß mir Heinrich Bürkel aus München 
ebenfalls ein Bild gesendet hat, einen reizenden, heiteren, dufti 
gen Wintertag, eine der schönsten Arbeiten Bürkels. Er schrieb 
an einen hiesigen Freund Olivier Habt, daß er die Heide von 
mir gelesen habe, daß er am Schlüsse die Augen voll Wasser 
gehabt habe, und daß er mir das Bild gemalt habe. „Diesem 
Manne", schrieb er, „sollte jeder Maler ein Bild malen." Daß 
mir auch dieses Bild, das kurz nach Geigers ankam, sehr wert 
ist, können Sie sich denken. Es ist an sich meisterlich, wie es nur 
Bürkel in dieser Art kann, und es ist mir ein Liebeszeichen eines 
sehr reich begabten Menschen, das mit tieferem Gewichte in 
das Herz fällt, als die vielerlei Redensarten von Menschen, die 
einem etwas Angenehmes sagen wollen, Abdias ist jetzt in der
	        
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