Volltext: Briefe

An Gustav Heckenast 
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Wien, i. März 16^7 
Was die Mappe anlangt, so ist gewiß doch einiges Liebe 
und Freundliche darin; ich habe auf Aufforderung, doch auch 
einmal etwas von mir vorzulesen, den zweiten und dritten Bo 
gen bei Dr. Jäger gelesen, und es kam eine sehr schöne Wir 
kung zum Vorscheine. Jenny Lind, mit welcher ich bei Jäger 
oft zusammenkomme, enthielt sich der Tränen nicht, trocknete 
sie anfangs mit ihrem Tuche, und ließ sie endlich reichlich aus 
ihren sprechenden und gefühlvollen Augen hervordringen. Mir 
war der Beifall dieses im hohen Grade gefühlvollen Mädchens, 
dieser Künstlerin, welche das Schöne und das sittliche Maß sel 
ber »so entzückend darstellt, mehr wert, als tausend Beifallszei 
chen der Rezensenten, die leider oft gar so einseitig und von ei 
ner eingebildeten Richtung befangen urteilen, und einen mit 
Lob nicht minder geißeln können, wie mit Tadel. Man ver 
langte durchaus die Fortsetzung des Buches, ich hatte aber nur 
zufällig den zweiten, dritten und vierten Bogen, die Sie mir 
einmal als Probe mitgebracht haben, und konnte daher den 
Wunsch nicht befriedigen. Wollen Sie mir wohl die Freund 
schaft erweisen, mir ein Exemplar des ersten und zweiten Ban 
des (erste Auflage) und ebenso des dritten und vierten Ban 
des für die Lind zu geben, welche ich ihr schön gebunden als Er 
innerung an unsere mannigfaltigen Unterredungen über Kunst, 
Poesie, Leben, Weiblichkeit usw. mitgeben möchte, wozu ich 
einige herzliche Worte hineinschriebe. Daß ich die Mappe, mein 
Lieblingskind, wie Sie sagen, so strenge beurteile, kommt eben
	        
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