Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

90 
Größe und Güte der menschlichen Seele spiegelt, durch lauter 
gewöhnliche Begebenheiten und Verhältnisse geboten - wäre 
es gelungen, dann hätte das Buch mit der Größe, mit der Ein 
falt und mit dem Reize der Antike gewirkt. — So aber ist es 
nicht so, und es hat mich oft bei der Korrektur geradezu sch r e ck- 
li ch gelangweilt. Es ist möglich, daß die Leser anders urteilen, 
und mich mit Lob beschämen, wie bei den ersten Bänden; aber 
dann rührt es einzig davon her, daß sie nicht wissen, wie alles 
hätte werden sollen, und mit dem schon zufrieden sind, was ge 
worden ist — aber ich weiß es und sehe die Kluft beständig 
offen stehen, die nun einmal da ist, und die man nicht mehr 
wegbringen kann dadurch, daß man einen Berg hineinwirft. 
Das Abscheulichste aber ist, daß ich es in mir empsinde, daß 
ich das Ding so machen könnte, wie ich es wollte, daß es mir 
in Haupt und Herzen liegt, greifbar, darstellbar - und wenn 
ich so die freundlichsten, geweihtesten Stunden darauf verwen 
den würde, so würde es sich zufammensinden, einfach, klar, 
durchsichtig und ein Labsal, wie die Luft. Der Leser würde in 
dem Buche fortgehen zwischen allbekannten geliebten Dingen, 
und sachte gebannt und eingezirkelt werden, so wie man im 
Frühlinge in warmer Luft in allseitigem Keimen in glänzender 
Sonne geht, und glückselig wird, ohne sagen zu können, wo 
durch man es geworden. Die ersten vier Bogen (mit Ausnahme 
des Hängeversuches, der weg muß, weil der Doktor das nicht 
tut) sind so ziemlich gut, besonders die Erzählung des Dbrists, 
welcher Charakter überhaupt der beste ist, dann muß der Eis 
sturz und manche Szene mit Margarita gut wirken. Das an-