Volltext: Somme 1916

Dritter Teil 
Die Schlacht in der Zeitlupe 
Bei den Frontkämpfern 
Ist es überhaupt möglich, „mit der Zeitlupe" den Taten der 
Frontkämpfer der Sommeschlacht gerecht zu werden? Ganz gewiß 
nicht! Wie sollte man wohl all das regungslose Warten auf die 
todbringende Granate von Stunde zu Stunde, das Ringen bei 
Tag und Nacht im Nahkampf mit Gewehr, Handgranate, Bajo¬ 
nett, Spaten, das Vorstürmen gegen Artilleriesperr- und Ma- 
schinengewehrfeuer, das Leiden der Verwundeten, die Opfer, die 
Kamerad für Kamerad bringt, das Hungern und Dürsten, das 
Waten durch Schlamm und Wasser, das tagelange Stilliegen 
in Regen und Schnee über fünf Monate hinweg so schildern, 
wie es jeder Truppe, jedem der zahllosen unbekannten Helden 
gebührt! Und doch — was wäre ein Schlachtbild des Zeitraffers 
für sich allein betrachtet? Ein Verstandesgebilde — unheimlich 
spukhaft, wie ein Maschinenmensch. Knochen, Sehnen, Gehirn 
— aber kein Fleisch und Blut, seelenlos, unwahr. So greifen 
wir hinein in das wirkliche Leben der Schlacht, hier und dort, 
zu Anfang, Mitte und Ende — fassen Einzelheiten, wie wir sie 
finden, nicht um diese oder jene Truppe zu ehren vor andern, 
sondern weil das, was der eine erlebte, sich dann immer und 
überall wiederholt hat. Nehmt das, was hier steht, ins Tausend¬ 
fache, verbreitert Hunderte von Metern zu Zehntausenden, macht 
aus einer Nacht, aus einem Tag 150 Tage, 150 Nächte — 
wenn ihr das tut, dann wächst euch der Körper der Schlacht um 
das Gerippe; dann fühlt ihr — vielleicht — was das Wort 
„Sommekämpfer" bedeutete. Und vergeßt nicht, daß es bei den 
Feinden ebenso war! — Wir suchen hier nicht Ehre und Ruhm 
einzelner, wir suchen sie alle, die Männer des bitteren Ringens! 
— Warum dann Regimenter? Warum Namen? Damit ihr 
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