Volltext: Kleiner Kriegs-Kalender für das Jahr 1918 (1918)

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6r zahlt die WM. 
Humoreske aus seinem Leben. 
Von Ludwig Freiherrn von Poyßl-Loifling. 
(Nachdruck verboten.) 
Wiederholt wandelte Ludwig I., der sich nach seiner Thron¬ 
entsagung gerne „König Privatim" im zwanglosen Verkehr mit 
ihm befreundeten Persönlichkeiten nannte, die Lust an, seine 
Schwiegertochter Königin Marie und seinen Sohn König Maxi¬ 
milian II. „beim regieren", wie er sich scherzend ausdrückte, mit 
einem unerwarteten Besuche zu überraschen. Da unterbrach er 
plötzlich seine Promenaden, bestieg das nächste Gefährt, das ihm 
in den Weg kam und fuhr zur Residenz. Bei einem dieser Be¬ 
suche hatte eine simple Droschke den königlichen Fahrgast auf¬ 
genommen. Am Kaisertore der alten Residenz angelangt, hielt 
der Kutscher an und öffnete den Wagenschlag. Nun entspann 
sich folgender Dialog: 
König: „Warum fährst Du nicht in den Kof bis zur Stiege?" 
Kutscher: „Dös derf i ja net, Majestät, da müaßt i je 
schön Straf' zahl'n". 
König: „Wieso Strafe zahlen? Das verstehe ich nicht." 
Kutscher: „Die Polizei hat ja verordnet, daß Einspänner 
nöt in d' Residenz rinnfahr'n derf'n. Tun sie's, nachher hoaßt's 
Straf' zahl'n oder brumma". 
König, lächelnd: „Davon wußte ich bisher nichts. Wie¬ 
viel müßtest Du Strafe zahlen?" 
Kutscher: „Fünf Guld'n." 
König: „Fahr, nur getrost hinein, ich denke, Du könntest 
es getrost riskieren, wenn es auch ein Gendarm bemerken sollte." 
Kutscher: „Mein'tweg'n, wia Majestät glaubn. D' Stra'j 
bleibt mir aber nöt aus." 
Als der Körrig bei der Treppe den Wagen verließ, enl> 
lohnte er für die Fahrt den Kutscher mit fünf Gulden und sagte: 
„Solltest Du doch gestraft werden, dann zahle ich die Kälfte." 
Ein guter Kerl. „Wissen Sie, ich kann nie richtig 
grob werden. Wenn mich einer beleidigt, geb' ich ihm bloß 
eine Ohrfeige, und die Sache ist erledigt!"
	        
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