Volltext: Kleiner Kriegs-Kalender für das Jahr 1917 (1917)

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Ein alter, weißhaariger Greis fesselte jedoch bald darauf 
meine Aufmerksamkeit. Er war wohl einer der häßlichsten 
Menschen, die ich während meines Aufenthalts in Indien zu 
sehen bekommen habe. Aus seinen nachtschwarzen, tiefliegenden 
Augen glomm ein verzehrendes Feuer; sein nackter Oberkörper 
war fleischlos 
und schien nur 
aus den Rip¬ 
pen und der 
braunen, ein- 
geschrumpften 
Kaut zu be¬ 
stehen. Wirr 
hingen ihm die 
Haarsträhnen 
unterm schmu¬ 
tzigen Turban 
in das ab¬ 
stoßende Ge¬ 
sicht und seine 
knöchernen 
Arme und Fin¬ 
ger glichen ver¬ 
krüppelten 
Holzstücken. 
Irgendwo aus 
der Gasse war 
er aufgetaucht 
und nun hockte 
er sich wortlos 
hin, einen klei¬ 
nen Kasten 
neben sich stel¬ 
lend. 
„Wer ist 
das?" wandte 
ich mich in Plötzlich zog der Inder aus seinem faltigen Gewand einen 
Englisch an ei- bisher verborgen gehaltenen Revolver und feuerte ihn 
nen Hindu zu auf bcn Euaben ab. 
meiner Rechten. 
„Ranakh", der Schlangenbeschwörer, Sahib!" belehrte er 
mich flüsternden Tones. „Er ist ein Voghi, ein Heiliger!" 
Aus einer Falte seines Turbans zog der Voghi jetzt eine 
Flöte hervor; bescheiden zogen sich die Gaukler zurück und 
feierlicher Ernst lag auf den Gesichtern der Zuschauer.
	        
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