Volltext: Kleiner Kriegs-Kalender für das Jahr 1917 (1917)

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dem geschwungenen Säbel, in der Linken den feuersprühenden 
Revolver, glich er einem Trabanten des Krtegsgottes in Person. 
Zch konnte noch die roten Kosen und den blauen, goldver¬ 
schnürten Waffenrock eines österr.-ungar. Husaren erkennen und 
seine schmetternde, schneidige Kommandostimme vernehmen — 
dann blitzte es plötzlich in meiner unmittelbaren Nähe, und ich 
verlor die Besinnung. 
Als ich aus der Bewußtlosigkeit erwachte, lag ich, den 
Kopf aus einen Mantel gebettet, am Rande des Gehölzes, in 
welchem der erbitterte Kampf stattgefunden hatte. Neben mir 
rupfte das Pferd des Husaren die frischen Spitzen der Kräuter 
vom Waldboden ab. Er selber, mein und meines Kameraden 
Retter in höchster Not, stand zur Seite und verband gerade 
meinen Gefährten, der aus einer tüchtigen Fleischwunde an der 
Schulter blutete. 
Als der Husar bemerkte, daß ich mich bewegte, wandte 
er sich zu mir und reichte mir mit ermunternden Worten die 
gestillte Feldflasche. Erst jetzt merkte ich, daß ich selber den Kopf 
über und über mit Taschentüchern verbunden trug, und ein als¬ 
bald einsetzender fürchterlicher Schmerz in den Schläfen belehrte 
mich über die Schwere der erhaltenen Wunde; ich wurde zum 
zweiten Mal bewußtlos -- 
Stunden mußten inzwischen vergangen sein. Eine schau¬ 
kelnde Bewegung weckte mich plötzlich aus dem Hindämmern 
auf; ich lag, vorsorglich festgebunden, auf dem Rücken des 
Pferdes, während der Husar zur Seite schritt und mich mit 
starker Hand festhielt. Wie er mir mitteilte, war der verwundete 
Kamerad, der sich inzwischen erholt hatte, vorausgeeilt, um nach 
Hilfe zu fahnden. 
Ehe diese eintraf, brach die Nacht an. Mein Gefährte 
ließ das Pferd an einer geschützten Stelle des Waldes halten, 
wo wir vor feindlichem Ileberfall wenigstens einigermaßen ge¬ 
sichert waren. Er bettete mich auf seinen großen Reitermantel 
und wich nicht einen Schritt von meiner Seite, als ich, vom 
Wundfieber plötzlich gepackt, mich stöhnend aus dem Boden 
herumwälzte. Er labte mich und hielt wie ein Freund bei mir 
aus, trotz Hunger und Durft und Gefahr, in starker, hingebender, 
sich selbst vergessender Treue — er mein guter österreichischer 
Waffenbruder.
	        
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