Nachlgelpenlter.
Skizze von L. Mango.
(Nachdruck verboten).
So wie er sich auf das Ruhebett geworfen hatte» mit
den schweren, beschmutzten Stiefeln an den Füßen, den Waffen-
rock Kaum aufgeknöpft, war Kauptmann Oehlers eingeschlafen.
Die ungeheuren Märsche der letzten Tage, der Siegesjubel, die
tolle Jagd hinter dem fliehenden Feinde, der Einmarsch in
das unterworfene, fremde Gebiet, all das hatte die Kompagnie
Tag und Nacht in Atem gehalten. Aber nun forderte endlich
die Natur ihr Recht. Man hatte das große französische Dorf
als Nachtquartier erwählt. Es schien wie ausgestorben, von
den Bewohnern völlig verlassen. Die Dunkelheit brach schnell
herein, und plötzlich fielen wieder Schüsse aus den leeren Käufern,
nicht zur Ueberraschung der Deutschen, die diese Niedertracht
jetzt schon erwarteten. Die Schüsse richteten keinen Schaden
an, aber die Gutmütigkeit der Preußen war erschöpft: aus
der Gegend, aus der die Schüsse erfolgt waren, flammten bald
lodernde Brandfackeln gegen den blauen Nachthimmel. Die
schreienden, sich heftig wehrenden letzten Bewohner des Dorfes,
die man nun aus ihren letzten Schlupfwinkeln aufgestöbert
hatte, befanden sich bald in sicherem Gewahrsam, trotz ihrer
Versicherungen, daß aus ihrer Mitte nicht geschossen worden
war, sondern die Schuldigen in den nahen Wald geflüchtet
seien. Kauptmann Oehlers ließ die ganze Bande, es mochten
an die dreißig Menschen sein, Männer und Weiber, im Sou¬
terrain des Kaufes, in dem er selbst sein Nachtquartier auf¬
geschlagen hatte, unter fester Bewachung einschließen. Morgen
wollte man die ganze Sache weiter untersuchen — morgen!
Keule mußte endlich Ruhe werden, seine braven Kerle hatten
sich ein paar Stunden Schlaf ehrlich verdient. Und er selbst
wahrlich auch.
Seit er in diesem verdammten Land herummarschierte,
war er wie aus den Fugen gerückt. Nicht etwa, weil die
scharfen Gefahren und Strapazen seinen stählernen Nerven
etwas anhaben konnten, nein! Daß der tückische Zufall ihn
gerade auch hierher führen mußte, in die Gegend von Metz,
die er so gut kannte, daß jeder Name, jeder Weg hier Er¬
innerungen in ihm erweckte, die er längst vergessen glaubte!
Durch diese blühenden, jetzt so traurig verwüsteten Felder war
er aus seinem Rade gesaust, jung, selig und toll verliebt in die