Maubeuge wird unser!
29
beiden genommenen belgischen Festungen, waren ohne derartigen
Schutz. Bei Maubeuge sollten unsere Truppen zum erstenmal aus
diesen Widerstand stoßen, der schon im Frieden mit großem Geschick
und dringlicher Sorgfalt angelegt und ausgebaut war. Sechs Forts
und sieben Zwischenwerke und Zwischenstellungen waren bei Mau¬
beuge niederzukämpfen; durch die verhältnismäßig schnelle Einnahme
der Festung gewinnt der Sieg nicht nur eine ganz besondere Be¬
deutung in strategischer Hinsicht, sondern der moralische Erfolg muß
im Hinblick auf die enttäuschten Hoffnungen der Gegner, namentlich
bezüglich der Zwischenstellungen, ganz besonders bewertet werden . . .
Infolge des Einbaus der Zwischenstellungen genügte es nicht, wie
z. B. bei Namur und Lüttich, die einzelnen Forts artilleristisch nieder¬
zukämpfen, sondern es mußten die ganzen Zwischenstellungen und
die im Gelände sehr geschickt eingebauten gegnerischen Batterien
auf der nordöstlichen Angriffsfront mit Feuer stark zugedeckt werden,
ehe die eigene Infanterie zum Angriff schreiten konnte. Unsere schwere
Artillerie stand anfangs 8 bis 10 Kilometer von den Werken entfernt.
Sie setzte sich hauptsächlich aus 21-Zentimeter-Mörsern, weittragenden
Flachseuergeschützen, den modernen Steilfeuergeschützen und auch aus
den bekannten 42-3entimeter-Mörsern zusammen, zu denen sich noch zwei
österreichische Motor-Mörserbatterien gesellten, die mit sehr großem
Erfolg wirkten. Die deutschen Angriffstruppen standen dem Verteidiger
an Stärke der Infanterie bedeutend nach. — Nachdem die Forts und
Zwischenwerke der Angriffssront niedergekämpft waren - auch die
panzertürme hatte man in kurzer Zeit zum Schweigen gebracht —
wurde das Artilleriefeuer auf die Zwischenstellungen verlegt. Nach
kaum eintägiger Beschießung hatte auch hier die Artillerie volle
Arbeit getan. Unter ihrer verheerenden Wirkung gelang es, den
Infanterieangriff bis zum 7. September mittags auf Sturmentfernung
heranzutragen, kurz daraus wurden die Stellungen genommen..
Die Werke aus den anderen Fronten waren bis zu diesem Zeitpunkt
größtenteils zusammengeschossen. Unsere Verluste waren verhältnis¬
mäßig gering, da wir im großen und ganzen das Niederzwingen der
Verteidiger der Wirkung unserer schweren Artillerie überlassen konnten."
Über die Kapitulationsverhandlungen erzählte ein österreichischer
Artillerieoffizier, der an der Belagerung teilgenommen hatte, folgendes::
„Ein französisches Automobil mit weißer Fahne kam am Nach¬
mittag in das deutsche Hauptquartier und fragte den Dberstkom-
mandierenden, einen prachtvollen alten Haudegen, ob er unter
gewissen Bedingungen die Übergabe der Festung annehmen würde.
Da schlug aber der deutsche Befehlshaber mit der Faust auf den
Tisch und ries: „was, Bedingungen? Bedingunglos bis 6 Uhr
abends, oder ich schieße die ganze Bude in Grund und Boden."