Volltext: Von Lüttich über Namur nach Maubeuge

IDic wir die starke Feste Namur niederzwangen. 27 
alle als „richtige Soldaten" fühlten, sammelten sich zunächst die 
Truppen vor Namur. Gar mancher fehlte leider. Aber es ergab 
sich, daß in unserem Angriffsabschnitt 4200 Gefangene gemacht waren, 
darunter auch Franktireurs, von denen die Wälder durchseucht waren. 
Die Säuberung des Geländes von diesen Schandbuben bildete für 
manche Kompagnie einen Spezialauftrag. Während eine Kompagnie 
die Masse der Gefangenen an Belgiern und Franzosen, teils verwundet, 
auch viele Offiziere waren darunter, auf freiem Feld während der 
Nacht scharf bewachte, zog bald daraus die Hauptmasse der Truppen 
in gehobenster Stimmung in Namur ein. Anderen Truppenkörpern 
war dieser glanzvolle Siegerpreis schon etwas früher vergönnt gewesen, 
weil diese weiter vorgeschoben standen. Jetzt endlich winkte wieder 
ein wohlverdientes Ouartier. Freudig nimmt ein jeder die außer¬ 
ordentlichen Strapazen des Krieges in Kauf, wenn es solche Lorbeeren 
zu ernten gibt. Jeder einzelne fühlt sich bei diesem Einzug als 
Sieger. Strammen Schrittes geht es die Straßen entlang. So war 
es schon bei dem Durchzug durch andere belgische Städtchen gewesen. 
Die Bewohner schauen verdutzt und meist ergeben in ihr Schicksal 
diesem Schauspiel zu. Es mußte so kommen, kann man aus diesen 
Gesichtern lesen. Sie fühlen sich nur als Schlachtvieh gegenüber den 
sieggewohnten, gegen alles anstürmenden Deutschen. — Unvergeßliche 
Tage für alle, die sie miterlebten!" 
Wir würden das farbenreiche Bild nicht ganz gezeichnet haben, 
wenn wir des Heldenstreichs eines jungen preußischen Leutnants ver¬ 
gäßen, des ersten, der seit 1866 mit dem pour le merite geschmückt 
wurde. Er berichtet in einem Briese an seine Eltern: 
„Ich sollte mit 500 Mann in ungedecktem Gelände auf das 
Fort Malonne losgehen. Überall starrten uns Schießscharten ent¬ 
gegen, aus denen es jede Sekunde losknallen konnte, und wenn 
das nicht, so konnte ich auf eine der vielen Minen treten, die rings 
herum lagen, von allen Offizieren, die sich freiwillig dazu gemeldet 
hatten, wurde ich ausgesucht. Ich nahm von meinem Zug nur vier 
Mann mit, und im Gänsemarsch näherten wir uns dem Fort. Ms 
der Kommandant uns bemerkte, rief ich ihn an und redete ihm vor, 
daß ein ganzes Regiment und Artillerie draußen im Walde stehe 
und das Feuer sofort erfolgen würde, wenn noch eine Minute mit 
der Übergabe gewartet würde. Der Kommandant ließ die Brücke 
herunter, und wir betraten das stark befestigte Fort. Ich ließ jeden 
einzelnen hervortreten. Wir untersuchten sie. Die Waffen mußten 
sie im Fort lassen. Meine vier Leute hatten das Gewehr im An¬ 
schlag. Der Kommandant übergab mir seinen Säbel. Dann ließ 
ich die Belgier in eine Ecke treten, damit sie nicht sehen konnten, 
wer hereinkäme. Neben dem Kommandanten nahm ich 5 Offiziere
	        
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